Die Baumarktbeilage: Frankfurter Buchmesse    ■ Von Fritz Eckenga

Guten Tag. Mein Name ist Peter-Hans Kaltenbecher. Als Leiter einer führenden Filiale einer namhaften Baumarktkette im westlichen Westfalen, östliches Ruhrgebiet, was aufs selbe rauskommt, möchte ich heute sozusagen einmal aus professioneller Perspektive eine Stellung beziehen zum Problem der diesjährigen Frankfurter Buchmesse.

Was soll ich dazu sagen?! Ich muss es ja wissen, hab ich doch, wie immer geleitet von meinem zuvördersten Anliegen, Ihnen ein alles umfassender Dienstleister zu sein, ohne Rücksicht auf eigene Verluste einmal die komplette Liste der Buchneuerscheinungen durchgearbeitet. Und was soll ich Ihnen sagen: Es wird ein guter Bücherherbst! Ganz erfreulich ist vor allem die Tatsache, dass sich außerordentlich viele Autoren endlich einem Thema zuwenden, das ihnen ja schon von der Profession her näher liegen muss wie kein zweites anderes: nämlich dem Selbermachen. Denn es ist doch so: Die Tätigkeit des Schriftstellerns unterliegt genau wie die des Heimwerkens ganz ähnlichen Bedingungen. Beide finden in der Regel zu Hause statt. Beide sind ein einsamer Kampf des Individuums um den vollendeten Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Und beide sind ein nicht enden wollender Prozess des Scheiterns. Ja – es wird wohl keinen Schriftsteller geben, der je mit dem, was er letzten Endes zwischen zwei Deckeln veröffentlichen musste, zufrieden gewesen wäre. Genauso wie es garantiert keinen Heimwerker gibt, der angesichts eines selbst gefertigten Bücherregals nicht zum Ergebnis kommt, dass man das auch noch besser hinkriegen kann.

Kein Wunder also, dass eine ganze Reihe prominenter Autoren auf der diesjährigen Buchmesse mit Titeln reüssieren, die die enge Verwandtschaft dieser Schaffensprozesse leidenschaftlich thematisieren. Und absolut kein Wunder, dass dabei ganz groß- und einzigartige Literatur entstanden ist. Ich möchte drei Bücher besonders herausheben.

Zunächst der neue Roman der in Kritikerkreisen bislang höchst unterschätzten Gebrauchsautorin Hera Lind „Schreiben in den Zeiten der 15. Schwangerschaftswoche“. Frau Lind gelingt hier das bewegende Protokoll einer werdenden Power-Mutter, die innerhalb nur einer Woche einen Roman von 500 Seiten in den Computer hackt, obwohl sie mittwochs nachmittags den Schwangerschaftsgymnastikkurs besucht und außerdem auch noch die 18-teilige schwedische Wickelkommode Å-Å-Øle“ zusammenbaut.

Großartig auch der neue Prosaband von Martin Walser „Ein springender Gartenbrunnen“. Hier ist Walser zum ersten Mal ganz bei sich. Nämlich zu Hause – hinter der Terrasse – in seinem Bio-Garten. In meisterhaften Miniaturen beschreibt er gewohnt humorvoll die Anlage eines beleuchteten Zierteiches. Besonders intensiv die Erzählung „Folienriss“. Walser knietief in der Matsche beim Einsammeln kurzatmiger Goldfische. Einfach köstlich. Unerreicht aber der brandneue Lyrikband unseres größten lebenden Autoren Günter Grass: „Bücher aus Holz“. Knorrig und unbehandelt. Ursprünglich und rustikal. Gedichte wie aus Eiche gehauen. Absolut Hobelpreis-verdächtig.

So viel zur Buchmesse. Und jetzt: Der Baumarkt auf und keine Fragen offen. Immer für Sie da.