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: Abakadabra – das Buch ist da

Bildungsbewusste Pilger zur Buchmesse mögen die Augenbrauen hochziehen, für alle anderen Leser aber klingt der Name zauberhaft: „123buch.de“. Abakadabra – das Buch ist da! Wenn es ein amerikanisches Buch ist, geht es nicht ganz so schnell. Leider bekommt man nicht einmal eine Nachricht, wann mit der Lieferung zu rechnen sei. Man wartet und ist entzaubert. Vielleicht doch besser Amazon.com, der Maßstab aller Internet-Buchhandlungen? Keineswegs, unter den deutschprachigen Nachfolgern ist „www.123buch.de“ die erste Adresse, noch vor der deutschen Amazon-Version (www.amazon.de). Selbstverständlich listet 123buch.de auch amerikanische Titel auf und sei es die neueste Neuausgabe. Erfreulicherweise gilt das keineswegs nur für Bestseller, sondern vor allem für Bücher aus dem akademischen Bereich. Außerdem ist 123buch.de mit der Deutschen Bibliothek in Frankfurt vernetzt, deren Datenbank allein darüber neun Millionen deutschsprachige Titel liefert. Ist man über den Menüpunkt „Recherche“ erst einmal dort angelangt, wird man mit den europäischen „Public Access Catalogues“ ebenso verlinkt wie mit den globalen. Die British Library steht genauso offen wie die Library of Congress in Washington. Weil sich die Oberfläche leicht bedienen lässt, versteht man auch bald, wie man einzelne Dokumente finden kann. Bestellen kann man auch ohne die sonst obligatorische Kreditkarte. 123buch.de ist damit eine ideale Studentenbuchhandlung, obwohl die Betreiberfirma ihren Schwerpunkt in naturkundlichen und regionalen Themen sieht. Aber die Suchfunktionen sind hervorragend für solche sehr verschiedenen Bedürfnisse eingerichtet. In die Maske für die „Schnellsuche“ zum Beipiel kann man den Autor mit Vor- und Nachnamen eingeben, ohne lästige Umstellung, und sofort erscheint die komplette Publikationsliste, sei die Autorin Deutsche, Französin, Finnin oder Italienerin. Was aber leistet das Antiquariat? Erst bei diesem Härtetest gewinnt Jeff Bezos Amazon.com. Ich habe nach dem Künstlerbuch „Carbon“ von Lothar Baumgarten gefragt, das man, obwohl erst 1991 erschienen, fast nirgendwo mehr bekommt. Kein von der Suchmaschine angezeigter Onlinebuchhandel kannte es, auch 123buch.de nicht – bei Amazon.com lässt es sich für schlappe 325 Dollar jederzeit erwerben.

werneburg@taz.de