Oskar, deine Feinde

■ Lafontaine zickte mit den Medien wie in alten Zeiten

Konrad Adam, der FAZ-Redakteur fürs Konservativste, schreitet beflissen an dem Tisch mit dem leuchtend roten Button-Häufchen, auf dem der Buchtitel „Das Herz schlägt links“ aufgedruckt ist, vorbei. Die Moderatoren der gleichnamigen ZDF-Sendung, Hauser und Kienzle, laufen gemeinsam ihrem Chefredakteur Klaus Bresser hinterher, um ihm ihre Sicht der Dinge mitzuteilen. Kienzle: „Also wir sehen hier heute den Mann, der von Anfang an meinte: Mir ist es egal, wer unter mir Kanzler ist.“ Hauser: „Harhar.“

Oskar Lafontaine hat nicht gerade ein Heimspiel heute. Neben den paar alten und neuen Oskar-Fans (das sind so zehn), haben nur Journalisten Platz auf den Gästelisten gefunden (das sind so 500). Und die sind nicht gut auf ihn zu sprechen. Die Antipathie beruht auf Gegenseitigkeit. Lafontaine ist den Medien gram, seit sie Kanzler Gerhard Schröder „hochgeschrieben“ haben und ihn im Gegenzug als Modernisierungsgegner und Reformbremser abkanzelten

Ein ganzes Kapitel seines Buches steht unter dem Titel „Die Mediengesellschaft“. Er prangert darin die Phrasenhaftigkeit und inhatliche Leere so genannter moderner Politik an.

„Politischer Erfolg besteht nicht in hohen Einschaltquoten“, hält Lafontaine dagegen. Und da er nun schon einmal eine so große Zahl Quotenbesessener in einem Raum versammelt hat, lässt er seiner Verachtung freien Lauf: Er weist Frager zurecht, („Auf alberne Fragen gehe ich nicht ein“), droht, wenn ihn jemand danach fragt, ob er auch Fehler gemacht habe („Bei Leuten, die so was fragen, muss ich mich zusammenreißen, um sie nicht zu vermöbeln“), und gibt ganz nebenbei „gewissen Hamburger Magazinen, die früher als linksliberal galten“ und für die heute nur noch Auflage zählt, einen mit. Bescheiden gefragt, ob er es nicht peinlich fände, hier im Blitzlichtgewitter und vor dreißig Kamerateams Medienschelte zu betreiben, sagt er beleidigt: „Ach Gott. Was wir Politiker, Tag für Tag, einstecken müssen.

Und sagt man ganz vorsichtig einmal im Jahr mal was Kritisches über die Medien, ist gleich die Hölle los.“ Keine Fragen mehr: Der verkannte Ex-Parteivorsitzende kämpft sich durch ein Kamera-Meer Schritt für Schritt von seiner großen Bühne.

Volker Weidermann