Transrapid: Industrie zieht die Notbremse

■  Jetzt hat's auch die DaimlerChrysler-Tochter Adtranz gemerkt: Die umstrittene Magnetbahn hat keine Zukunft. Die Partner im Konsortium wollen es noch nicht glauben. Verkehrsministerium fordert Klarheit

Berlin (taz) – Der zähe Abschied vom Transrapid ist in eine neue Phase getreten: Erstmals hat sich auch ein Mitglied des Industriekonsortiums von der umstrittenen Magnetschwebebahn distanziert. „Wir sind am Ende, das Projekt hat unter den gegebenen Umständen keine Zukunft, und dazu sollten wir alle stehen“, sagte überraschend der Chef des Bahntechnik-Herstellers Adtranz, Rolf Eckrodt, dem Handelsblatt. Ein Adtranz-Sprecher ergänzte gestern, weitere Gespräche über den Transrapid machten keinen Sinn mehr.

Die Aufregung nach diesen deutlichen Worten war groß, denn sie kamen für die Kollegen aus den anderen Unternehmen unerwartet. „Wir sind völlig überrascht von dieser Äußerung“, hieß es gestern bei der Thyssen-Krupp AG. Der Vorstoß widerspreche allen Vereinbarungen. „In der vergangenen Woche waren alle im Konsortium noch positiv gestimmt“, erinnert sich eine Thyssen-Sprecherin.

Die Spitze des Industrieriesen Thyssen-Krupp trat gestern zu einer Krisensitzung zusammen. Denn mit dem Absprung von Adtranz ist der Transrapid so gut wie gestorben. Schließlich sollte Adtranz in dem Konsortium einen wichtigen Part spielen: Die DaimlerChrysler-Tochter hätte die Fahrzeuge herstellen und die Stromversorgung installieren sollen, während Thyssen-Krupp die eigentliche Magnetbahn-Technologie und Siemens die Betriebsleittechnik hätte liefern sollen. Zwar heißt es bei Thyssen, man könne das Projekt auch ohne Adtranz realisieren, doch man schiebt gleich ein entlarvendes „theoretisch“ nach.

Das Bundesverkehrsministerium indes wird langsam ungehalten und fordert die betroffenen Unternehmen auf, endlich für Klarheit zu sorgen. Bis spätestens Ende des Jahres erwarte man von dem gesamten Industriekonsortium die Aussage, ob die Unternehmen bereit sind, die Magnetbahn zu bauen. Tilman Heuser vom Bund für Umwelt und Naturschutz äußerte gestern die Hoffnung, dass mit den Worten des Adtranz-Chefs „das monatelange Schwarze-Peter-Spiel, wer das Ende des Transrapids verkündet“, nun ein Ende habe. Für zehn Jahre Planungszeit seien Millionen an Steuergeldern verschwendet worden, nur weil die Politik „zu feige“ gewesen sei, das „verkehrspolitisch unsinnige Milliardengrab aufs Abstellgleis zu schieben“.

Bernward Janzing