„Der Titel soll in Hamburg bleiben“

■ Die Hamburger Hockey-Familie trifft sich zur Endrunde um die Deutsche Meisterschaft

Das hat es so noch nie gegeben: Gleich drei Hamburger Mannschaften haben den Sprung in die Endrunde im Herren-Feldhockey geschafft. Die hanseatische Vertrautheit vom Club an der Alster, dem Harvestehuder THC und dem Uhlenhorster HC wird lediglich durch einen Sonderling namens Gladbacher HTC gestört. Aber auch so ist am Wochenende kein Team aus der Süd-Gruppe dabei. „Für Hamburg ist das natürlich eine Super-Sache, schon weil mindestens eine Heimmannschaft im Finale steht“, meint Harvestehudes Trainer Michael Willemsen. „Für das deutsche Hockey ist die Situation jedoch ein bisschen schade.“ Für Kollege Joachim Mahn von Alster ist die Dominanz des Nordens allerdings kein Zufall, sondern logische Konsequenz: „Bei uns wird eben erheblich professioneller gearbeitet als im Süden.“

Vor den Halbfinalspielen will natürlich kein Klub die Favoritenrolle für sich in Anspruch nehmen. Coach Joachim Mahn über Alsters Gegner Gladbach: „Die haben eine Super-Truppe, wir sind bestimmt nicht favorisiert.“ Ähnlich sieht es Michael Wilemsen von Titelverteidiger HTHC vor der Begegnung mit Gastgeber UHC: „Favorit sind wir nur auf dem Papier. Wir müssen schon eine optimale Leistung bringen, um den UHC auf dessen eigener Anlage zu schlagen.“

Geradezu erfrischend dagegen die forschen Töne aus den Reihen des Außenseiters UHC, der nach zuletzt vier Niederlagen in Folge überraschend den Süd-Meister Münchner SC besiegen konnte: „Jetzt ist alles möglich“, frohlockt Trainer Frank Hänel, „wenn die Mannschaft noch einmal so diszipliniert spielt, kann sie Meister werden.“ Bei aller Euphorie scheint der Diplom-Sportlehrer aber zu vergessen, dass auch sein Team zweimal gewinnen muss, ehe es sich Meister nennen darf.

Helfen könnte ihm dabei der ehemalige sowjetische Nationalspieler Sos Airapetian. Der mittlerweile 40-jährige Abwehr-Chef laboriert jedoch an einer komplizierten Fingerverletzung, so dass der Einsatz des Lothar Matthäus der Hockey-Bundesliga zumindest stark gefährdet ist. Aber nicht nur das könnte ein Vorteil für den HTHC sein, bei dem alle Spieler fit sind. Hinzu kommt, dass der Titelverteidiger sehr viele Spieler mit internationaler Erfahrung in seinen Reihen hat. Das letzte Aufeinandertreffen konnte der Nord-Zweite dann auch deutlich gewinnen.

Trotz aller Rivalität in Deutschlands Hockey-Hauptstadt kann sich der Club an der Alster im Spiel gegen Gladbach der Anfeuerung aller Hamburger Zuschauer gewiss sein. Schließlich wünscht sich jeder ein rein hamburgisches Finale, denn „der Titel muss in Hamburg bleiben“, wie HTHCs Willemsen fordert. Überhaupt sei die Rivalität unter den Hamburger Klubs nicht so stark ausgeprägt, wie man meinen könnte. „Die Lokalderbies wurden sehr fair und fast schon freundschaftlich ausgetragen,“ sagt der 39-jährige. Und: „Wir sind eine große Familie.“ Ganz so weit will Alsters Joachim Mahn nicht gehen, meint aber: „Man kennt sich schon so lange und hat deshalb ein vernünftiges Verhältnis.“

Philipp Jarke

Die Spielzeiten: Alster – Gladbach: morgen, 13.30 Uhr; UHC – HTHC: morgen, 16 Uhr; Finale: Sonntag, 14 Uhr. Ort: UHC-Anlage, Wesselblek