■ Ich habe Fehler gemacht“, schreibt Momper an den Parteichef. Die taz dokumentiert Auszüge des Briefs

Lieber Peter,

ich bin am 17. Januar 1999 von der Mitgliedschaft der Berliner SPD mit großer Mehrheit zum Spitzenkanditaten gewählt worden. Ich wollte die in mich gesetzten großen Erwartungen erfüllen und habe mich im Wahlkampf mit ganzer Kraft für die Wahlziele der SPD eingesetzt.

Ich bin selbst am meisten enttäuscht über das Ergebnis.

Ich habe auch Fehler gemacht, was mich schmerzt. Die Mehrheit der Mitglieder der SPD hat mit dem Votum für mich die Hoffnung verbunden, dass (...) eine Politik betrieben wird, die neue Wählerschichten erreicht und endlich eine neue Dynamik in die wirtschaftliche Entwicklung bringt. Ich habe nach Kräften versucht, diesen Wunsch umzusetzen.

Ich habe aber erfahren müssen, dass man einen erfolgreichen Wahlkampf aus einer großen Koalition heraus, zumal als kleinerer Partner, nicht führen kann, wenn die Unterschiede zur größeren Regierungspartei und die eigenen politischen Linien nicht schon lange vorher systematisch deutlich gemacht worden sind. (...)

Auch der Wechsel zu einem endlich offensiv agierenden Landesvorsitzenden erfolgte viel zu spät. Das mangelnde Selbstbewusstsein, die fehlende Identifikation mit den eigenen Leistungen hat uns geschadet.

Mit Besorgnis beobachte ich nun, dass die Weichen für eine Fortsetzung der großen Koalition gestellt werden, ohne inhaltliche Perspektiven und Alternativen aufzuzeigen. Ich möchte mit diesem Schreiben den Meinungsbildungsprozess nur nicht jenen überlassen, die in der großen Koalition fortfahren wollen, als sei nichts geschehen.

Wir können eine Koalition nur eingehen, wenn der Partner auch bereit ist, die stadtpolitischen Notwendigkeiten mit zu schultern. Wir müssen unsere stärksten Persönlichkeiten in den Senat entsenden und an die Spitze der Fraktion stellen. (...)

Für politische Führungsaufgaben stehe ich nicht zur Verfügung.

Selbstverständlich werde ich meine Erfahrungen weiter in die politische Arbeit der SPD einbringen.

Mir geht es nicht um persönliche Ambitionen. Ich möchte an dem Platz arbeiten, an den mich die Partei stellt. (...)

Für Deine Unterstützung in den letzten Monaten danke ich Dir.

Mit freundlichen Grüßen,