Unpopulär! Unfähig! Faschist!

■  Ganz Pakistan schimpft auf den gestürzten Premierminister Nawaz Sharif. Dergestalt ermutigt, verhärten die Militärputschisten ihren Kurs gegen die Institutionen des Landes

Islamabad (rtr/dpa/AFP/taz) Zwei Tage nach ihrem Militärputsch hat Pakistans Armee gestern das Parlament abgeriegelt und das Personal hinausgeschmissen. Außerdem gab es Gerüchte, Staatspräsident Rafiq Tarar sei zurückgetreten. Damit mehrten sich die Anzeichen, dass der neue Machthaber General Pervez Musharaf sich gegen eine baldige Rückkehr zur Demokratie entschieden haben und das Kriegsrecht ausrufen könnte.

Das Parlament hätte eigentlich heute tagen sollen, kann das nun aber nicht. Mit der Abriegelung des Parlaments soll nach Ansicht der Opposition verhindert werden, dass sie eine Entschließung gegen die Putschisten einbringt. Da es allerdings keine Regierung gebe, könne das Parlament ohnehin nicht normal arbeiten. Um es formell aufzulösen, müsste Musharaf das Kriegsrecht ausrufen.

Der unter Hausarrst gestellte gestürzte Regierungschef Sharif wurde unterdessen an einen unbekannten Ort gebracht. Ein Armeesprecher sagte der pakistanischen Nachrichtenagentur NNI, Sharif habe eine Verschwörung gegen das Militär geplant. Auch Sharifs Bruder, der frühere Ministerpräsident der Provinz Punjab, befindet sich in Haft. Zeitungsberichten zufolge werden sich mehrere Sharif-Anhänger in der Armee vor Militärgerichten verantworten müssen. Unter ihnen soll sich auch Generalleutnant Ziauddin befinden, der als Nachfolger des von Sharif ursprünglich entlassenen Musharraf vorgesehen war.

Politische Gegner Sharifs buhlen derweil um die Gunst des Militärs. Die im britischen Exil lebende ehemalige Premierministerin Benazir Bhutto sagte einer in London erscheinenden pakistanischen Zeitung, sie wolle in ihre Heimat zurückkehren. Falls sie sich mit den Militärs darüber einigen könne, werde sie „innerhalb von zehn Tagen“ nach Pakistan reisen, wenn Musharaf die „Kräfte der Demokratie“ unterstütze. Bhutto, die 1996 wegen Korruptionsvorwürfen als Premierministerin abgesetzt worden war, äußerte die Erwartung, dass die Militärs die Ermittlungen gegen sie einstellen. In einem BBC-Interview nannte sie Sharif einen „unpopulären Diktator“, der Pakistan in einen Polizeistaat verwandeln wollte.

Der Parteiführer Imran Khan sagte, Sharif sei ein „faschistischer Diktator“ gewesen, dessen Aufstieg zum „kompletten Diktator“ nur die Armee im Wege gestanden habe. Die konservative Partei Jamaat-i-Islami nannte Sharif „unfähig und korrupt“ und sagte, seine Entscheidung, die pakistanische Militäraktion gegen Indien in Kaschmir im Sommer dieses Jahres zu beenden, habe sein Schicksal besiegelt. D.J.