Besamung im Mutantenstadl

■ In „Jacks Baby“ debütiert Darsteller J. J. Liefers als Regisseur. Misslungen ist die Komödie trotzdem (So., 20.15 Uhr, Sat.1)

Sie ist um die Dreißig, resolut und Inhaberin einer gut gehenden Werbeagentur. Eine von der Sorte der kühlen Karrieristinnen, die angesichts ihrer Ellenbogenverhornung natürlich kaum noch weiblich zu nennen sind.

Deswegen heißen sie auch nicht mehr Jacqueline, sondern Jack, und sind einsamer als ein Fettfleck auf der blitzblanken Weite ihres Schreibtisches. Wo andere ein Herz haben, sitzt bei Jack (Veronica Ferres) ein Rechenschieber. Sie trägt eine übertriebene Brille, die sich bei eventueller Verführung zu Lust und Menschlichkeit abnehmen lässt. Ihren Spardosenmund hat sie nicht zur Aufnahme von Nahrungs- und Genussmitteln, sondern für spitze Kommandos, und ihren Unterleib braucht sie, weil man ja auf irgendetwas sitzen muss. Für so ein Wesen kann es freilich nicht um Sex, wohl aber um Vermehrung gehen. Jack will ein Kind um jeden Preis.

Also muss ein Samenspender her. Einer, der nicht zu blöd ist, nicht zu anhänglich, aber ganz und gar käuflich. Ein verkappter Rockstar eben, mit unrasiertem Freiheitsgefühl und dem strengen Duft des echten Lebens unter den Achseln. Max heißt der hier und wird vom Regiedebütanten Jan Josef Liefers höchstselbst gespielt. Max pisst gerne ins Waschbecken und singt ganz Kehliges mit „Fury in the Slaughterhouse“-Begleitung. Und weil Jack die Liebe nur als „Love“ kennt und das Leben nur als graue Büroeinrichtung, muss Max dem nicht mehr ganz frischen Mädchen die schöne, weite Welt zeigen.

Wo so viel Verklemmung und Absicht zusammentrifft, da ist der Mutantenstadl der deutschen TV-Komödie beheimatet. Und auch Jan Josef Liefers Erstling „Jacks Baby“ siedelt auf diesem seelenlosen Gelände an. Produziert ist das Debüt vom väterlichen Freund Helmut Dietl (und seiner Firma Diana Film), der schon in Pressegesprächen zu seinem letzten Kinofilm „Late Show“ seine großen Hoffnungen auf das „riesige Regietalent“ Jan Josef Liefers wortreich zum Ausdruck brachte.

Ganz wollte er sich, seinen Ruf und sein Geld aber wohl nicht in die Hände des begnadeten Nachwuchs begeben – und schuf sich selbst den Posten des künstlerischen Leiters. Genützt hat es wenig. Gefilmt ist das Ganze wie in den 80ern, in denen Büros eben schick aussahen, Frauen unterm Nadelstreifenjackett Schulterpolster wie Footballspieler trugen und Männer sich gelegentlich an ihren Dreitagebärten kratzten.

Eine TV-Komödie wie all die anderen aus dem Kühlregal der deutschen Unterhaltung. So unaufregend im Aussehen, so charakterlos im Geschmack wie abgepackter Käse Birgit Glombitza