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■ Nicht unbedingt bunt, aber praktisch: Der Computer in die Schule / Die Fachtagung zu Informations- und Kommunikationstechnologien präsentiert neue Software

Kreise, Dreiecke, Pythagoras: Der Schulstoff für den Matheunterricht (fünfte bis 13. Klasse) kommt jetzt auch im Internet daher: Mit dem Programm „Geonet“ sollen Lehrer und Schüler „Lust auf Mathe“ kriegen. In den Schulbänken sitzen Lehrer – fast alles ältere Herren –, die sich im Landesinstitut für Schule (LIS) zeigen lassen, wie sie den Computer im Unterricht einsetzen können.

Wolfhard Tabler zum Beispiel will sich hier „Anregungen“ holen, ob es im Bereich Mathe etwas gibt, mit dem er unterrichten kann. Besonders beim Geometrie-Unterricht kann er den Computer einsetzten. Geonet kommt da gerade recht. „Geonet ... und die Geometrie lebt“, wirbt die Uni Bayreuth um ihr kostenloses Produkt.

Vor zwei Jahren hatte das LIS die erste Computer-Fachtagung veranstaltet. Über 200 Anmeldungen kamen für diese Tagung: Informations- und Kommunikationstechnologien. Internet in der Schule boomt zwar, muss aber mit Problemen kämpfen. Problem Nummer eins: Meistens sind die Schüler weiter als die Lehrer, und die Rechner zu Hause schneller als in der Schule. Problem Nummer zwei: „90 Prozent des Internets ist Schrott“, sagt Mit-Organisator Michael Dörfler: „Wir wollen hier die Nuggets zeigen, mit denen man arbeiten kann.“ Zwei der Nuggets, die das LIS ausgegraben hat, sind die public domain Programme „Geonet“ und „Hot Potatoe“.

Trotzdem: Was nach Internet klingt, sieht bei Geonet immer noch verdammt nach Mathematik aus. Wenig Animiertes, kaum bunte Bilder. Schließlich gehe es nicht um Spielerei, sondern um den „geometrischen Gehalt“, korrigiert der Mathematiker Wolfgang Neidhardt. Statt dessen Kreise, Dreiecke, die man klappen, drehen, verändern kann. Der Computer soll „visualisieren“, damit das Mathe-Problem nicht so „trocken“ daher kommt.

Am Anfang des Geometrie-Lernens steht bei Geonet das Experiment und selbst ausprobieren: Mit der Maus Linien verschieben, Kreise ziehen. Gleichzeitig verändern sich die Winkel-Parameter. „Um Mathe kommt man nicht herum“, sagt Neidhardt. Auch am PC nicht. „Anders als der Tafelunterricht“ sei der Software-Einsatz aber doch: Die „Schüler sollen durch das Experimentieren selbst auf Ideen kommen“.

Lernsoftware in Mathe gibt es zwar zu Hauf – doch das Meiste sei einfach „Schrott“, sagt Jürgen Jahn, Mathelehrer in Bremerhaven. Entweder man komme da vor lauter Spielen nicht zum Üben, oder das Üben sei genauso langweilig wie auf dem Papier.

Lernen per Computer muss mehr sein als „dumpfer Drill und Practice“, sagt auch Mit-Organisator Dörfler. Es dürfen aber nicht nur bunte Bilder dabei raus kommen. „Das war schon früher so: Mit Rudi Carrell kamen Schulbücher nicht mit.“ Heute müsse sich Lernsoftware nicht am flimmernden Internet messen.

Ein Raum weiter geht es um „Hot-Potatoe“ – ein Programm für Online-Tests in fast allen Fächern. „Half-Baked“ nennt sich die kos-tenlose Software von der University of Virginia aus Kanada: „Halb-gebacken, denn die erste Hälfte macht das Programm,“ die andere Hälfte stricken die Lehrer mit eigenem Material dran, erklärt Dörfler. Herauskommen multiple-choice tests, Kreuzworträtsel, Lückentexte.

Die Online-Tests kann jeder Lehrer mit Hot Potatoe selbst einrichten. Die Lösungen gleich dazu: Per Mausklick gibt es für richtige Antworten den Smiley, falsche werden gekillt. Vielleicht können demnächst auch schon Klassenarbeiten online geschrieben werden - das spart vor allem den Korrigier-Aufwand. pipe

Geonet-Software unter: http://did.mat.uni-bayreuth.de

Hot-Potatoe: http://web.uvic.ca/hrd/halfbaked