Daimler chryslert im Akkord

■ „Oh Lord ...“ Drei Millionen Luftverpester von Bremer Bändern gerollt

Das DaimlerChrysler-Werk in Bremen hat gestern den Bau des dreimillionsten Mercedes-Benz gefeiert, der in der Hansestadt gebaut wurde. Als Jubiläumsfahrzeug lief ein 200-er CLK-Sportcoupe im „Finishbereich“ der Halle 9 vom Band. Um Punkt 10 Uhr durchstieß das „brillant-silberne Trendauto“ eine in Kunstnebel gehüllte Papierwand mit einer Zeichnung der Bremer Stadtmusikanten. Eine bunt-glitzernde Tänzertruppe entsprang dem Luxuswagen und brachte Hunderte fast ausschließlich männliche Autobauer völlig aus dem Häuschen.

Neben dem Neuwagen mit Blumengesteck auf der Motorhaube und Riesen-Lebkuchenherz im Kofferraum stand der erste Mercedes-Pkw, der am 16. Februar 1978 das Bremer Werk verließ: Ein lind-grüner Diesel-Kombi mit damals hochmodernem Drei-Liter-Fünf-Zylinder-Motor. Ein Lehrer aus dem Schwarzwald hatte das T-Modell 16 Jahre lang gefahren, dann kauften die Bremer den Wagen zurück. Zu Beginn produzierte Daimler hier nur das damals gerade eingeführte T-Modell, heute werden neben C-Klasse-Kombi und -Limousine vor allem sportliche Autos gebaut: Coupes und Cabrios der Typen CLK, SLK und SL.

Zwei sorgsam ausgewählte Mitarbeiterinnen übergaben den dreimillionsten Mercedes „Made in Bremen“ an Werksleiter Martin Karr, der den norddeutschen Bandarbeitern schwäbelnd für ihre Leistung dankte. Karr wies darauf hin, dass „ein Viertel aller Mercedes-Benz-Pkw in Bremen gebaut werden, mehr als tausend an jedem Werktag“. Mit 16.000 Beschäftigten ist DaimlerChrysler der größte private Arbeitgeber der Hansestadt.

Die Arbeiter genossen in der verlängerten Frühstückspause den von der Werksleitung spendierten Kaffee und Kuchen, besonders aber das Show- und Musikprogramm. Die DaimlerChrysler-Angestellte Mar-cia Sentek mag beim Anblick ihres „Traumwagens“ an Janis Joplins Songzeile „Oh Lord, can you buy me a Mercedes-Benz ...“ gedacht haben – auch wenn die Bluessängerin ihrem Protestsong vor 30 Jahren eine ganz andere Stoßrichtung geben wollte und DaimlerChrysler diesen deshalb gestern auch nicht spielte. Jeti/dpa