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Vogelfreies Hollerland

■ Streitgespräch: Zwei Regenwürmer im Hollerland pro und contra Naturschutz und eine Hollerlandtrasse

Der Streit ums Hollerland geht weiter. Neueste Variante: Mitglieder einer Bürgerini, die keine sein will, wollen ihre Vorgärten verteidigen und fordern eine Trasse durchs Hollerland. Denn dieses sei ohnehin „sauer“, Regenwürmer sterben dort angeblich aus und noch andere Faktoren sprechen, glaubt man den Wiesenangriffen der Bürgerintiativler, für die Zubetonierung des Hollerlandes. Aus diesem Anlass hat die taz Bremen zwei Hollerland-Regenwürmer unterschiedlicher Meinung zum Streitgespräch eingeladen.

Contra-Wurm: Also, ich sag jetzt mal was ganz was ketzerisches: Das Hollerland muss wieder vogelfrei sein. Seit der Anmeldung zum Vogelschutzgebiet haben wir nichts mehr zu Lachen. Jetzt auch noch die Anmeldung zum FFH-Gebiet. Wir brauchen endlich ein Regenwurm-Schutzgebiet. Die Vögel können auch zwei Kilometer weiter fliegen. Bei uns dauert das Jahre. Eine Straße über unseren Köpfen würde uns schützen. Und wir sind, sagt ja auch Herr Aschemeier von der neuen Bürgerwehr, nur noch ein Prozent. Und die Wiesen seien obendrein sauer.

Wurm pro: Sauer macht lustig. Du hast ja nur Angst um Deinen eigenen Kopf/Hinterteil/Rundendung. Alles hat ein Ende nur der Wurm hat zwei - hahaha. Aber Schmerz beiseite: Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Du dann noch auf die andere Straßenseite kommst? Unten drunter ist zu hart und oben drüber – das schaffst Du nur in zwei Teilen. Platt.

Contra-Wurm: Dann wär ich wenigstens noch für Typen wie Rüdiger Nehberg ein Nachmittagssnack. Der würde sich über eine Straße im Hollerland sicher auch freuen, der steht doch auf totgefahrene Tiere. Und unsere Population würde auch wieder wachsen: Aus einem macht zehn. Genial!!! Aber jetzt versetz Dich mal in die Lage der Autofahrer. Jeden Morgen stehen die in der Lilienthaler Heerstraße im Stau. Das kostet 3 Millionen Mark im Jahr. Und verbraucht 9.000 Liter Benzin zusätzlich.

Wurm pro: Wer sagt das denn?

Contra-Wurm: Der ADAC Weser-Ems. Der Pressesprecher Herr Bernd M. Plecher.

Wurm pro: So ein schwachmatischer Blödsinn.

Contra-Wurm: Nein, nein. Eine Staustunde kostet 50 Mark, hat BMW errechnet. Und das mit den 9.000 Litern, das hat der ADAC nach seiner zweieinhalbstündigen Erhebung als Kenntnis dazugewonnen.

Wurm pro: Wart' mal, ich war immer gut im Kopfrechnen: Das heißt, die durchschnittliche Stauzeit zwischen 7 Uhr und 9 Uhr 30 sind 17 Minuten?

Contra-Wurm: Ja, ähm, das hat Plecher mir auch erst auf Nachfrage gesagt.

Wurm pro: Also doch alles Mumpitz, ich wusste es.

Contra-Wurm:Wir kommen hier heute nicht zusammen, ich merk' das schon. Hast Du Dir eigentlich schon mal überlegt, wieviele arbeitslose Regenwürmer es im Hollerland gibt? 100 Prozent!!! Und dem Senat ist das inzwischen egal! Wenn die Bürgerwehr sich durchsetzt, das wäre die reinste Jobmaschine: Du könntest im Call-Center jobben und ich auf der Baustelle. Oder im Technologie-Park.

Wurm pro: Schau mal, da kommt der alte Gerold auf seinen Inline-Skates.

Contra-Wurm: Oh ja. He Moment mal.

Wurm-pro: Er wird doch nicht...?

Contra-Wurm: Heeeeeeeeeee....!

(Allgemeines Geflüchte)

(Squatsch!!)

Wurm-pro 1: Da haben wir den Salat.

Wurm-pro 2: Wieso, so werden wir mehr.

Contra-Wurm 1: Ich bin jetzt zu zweit.

Contra-Wurm 2: Ich auch.

Alle zusammen: Danke, Gerold!!!!!

Moderation : cd und Jan Saffe

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