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: Überlanges Grauen

„37 Grad: Zügellos – auf der Fährte der Pferderipper“, Di., 22.25 Uhr, ZDF

Man hat schon Pferde kotzen sehen, heißt es. Nachdem die ZDF-Reportage „der Fährte des Pferderippers“ hinterhergeschnuppert hatte, kotzten Pferde ganz bestimmt. Denn alle Jahre wieder kommt das Grauen über Niedersachsens Wiesen, über die sich normalerweise Niedersachsen von ihren Gäulen schuckeln lassen. Aber irgendjemand will ihnen allen diese Freude gehörig kaputtmachen.

Und so liegen denn auch eine Menge kaputtgemachter Pferde auf der Heide herum. Und die beiden Autoren dokumentieren Trauer und Wut der Besitzer. Diese haben die Beschädigung ihres Besitzes in Bild und Video festgehalten, sodass auch wir zu sehen bekamen, wie so ein Wahnsinniger an Pferden herumschneidet: Schwarzweißaufnahmen, währenddessen jemand im Hintergrund auf Klaviersaiten herumhaut. Grauenhaft, so was. Beruhigend dagegen sind Polizeikommissare und Psychologen, die messerscharf analysieren: „Die Wahrheit kennt nur der Täter“ oder „Es handelt sich mit Sicherheit um einen sehr brutalen Täter“. Überhaupt, das Täterprofil: sozial gestört, männlich, ohne Selbstbewusstsein, vielleicht ein richtiger Gewalttäter mit „Hang zum Vandalismus, und wahrscheinlich auch zur Aggression“. Sexuell gestört ist er natürlich auch – schließlich geht's nur Stuten an den Kragen.

Da half es auch nicht, das Ganze als „Aktenzeichen Pferderipper ungelöst“ in Überlänge aufzuziehen. Von Tierpathologie bis SoKo-Pferd-Spurensicherungs-Mobil sind zwar eine Menge Stationen aufgeführt, ansonsten aber gibt es nur Bilder von schönen, noch lebendigen Pferden und vielen flennenden Besitzern. Vielleicht wären ein paar Ermittlungserfolge interessanter gewesen und weniger nachgestellte Vollmondszenerien und Reitermädchenbekenntnisse sachdienlicher.

So aber bleibt es auch dieses Jahr dabei: Die Polizei weiß gar nichts, die Besitzer auch nicht, und die übrig gebliebenen Pferde sagen leider nicht aus.

Margret Steffen