Zusammenspiel

■ Konkret malerische Klangskulptur: Andreas Oldörp und Hans Roth in k3

Der Blick wäre blind, der sich nur auf den ersten Anschein verlässt. In der aktuellen Ausstellung in k3 auf Kampnagel würde er bloß leere, bunte Wände bemerken. Doch bei der Installation von Andreas Oldörp und Hans Roth geht es um ein Zusammenspiel, um eine Vereinigung verschiedener Künste, die in Hamburg seit Philipp Otto Runge eine fast 200jährige Tradition hat. Nicht nur, dass das drei Jahre vorbereitete und mit Hilfe der Hamburgischen Kulturstiftung realisierte Projekt die Zusammenarbeit eines Klangkünstlers und eines Malers ist – auch für die Besucher bedarf es des Zusammenspiels seiner Sinne, um sich zwischen 600 Quadratmetern Farbwänden zu positionieren und das sich verändernde Klangfeld der akustischen Architektur zu erleben.

Diese Farbraumarchitektur stellt als konkrete Malerei die Frage nach dem Wesen der Farbe zwischen universaler Begriffsbildung und individueller Sinnlichkeit. Dabei sind sich Bild und Ton weniger fremd, als die gängige Ausstellungspraxis es nahelegt. Die Sprache selbst hat mit solcher Mischung wenig Probleme: Töne beschreiben wir in optischen Metaphern als hoch oder tief, Farben aber können als „schreiend“ klassifiziert werden. Doch das Auge ist kalt, distanziert und langsamer als der Hörsinn. Das Ohr ist näher am Gefühl und wesentlich an der Standortbestimmung des Menschen im Raum beteiligt. Deshalb wird die Wahrnehmung der Farbkombinationen ergänzt durch die „feinstoffliche Besetzung des Raumes“, wie Andreas Oldörp seine tiefen Dauertöne bezeichnet, die durch die Schwingungen der Luftsäule in den gasbetriebenen Glasröhren entstehen und durch Überlagerung pulsieren.

Um den meditativen Charakter der Installation weitgehend ungestört erleben zu können, ist sie an den beiden kommenden Sonnabenden übrigens bis zwei Uhr nachts geöffnet. josch

Kampnagel k3, Di – Fr 18 – 20, Sa + So 16 – 20 Uhr, 23. + 30. Oktober bis 2 Uhr; bis 31. Oktober