Klauen, föhnen, legen

■  Mein wunderbarer Geldwaschsalon: Der japanische Regisseur Shinobu Yaguchi bringt in „Adrenaline Drive“ Comedy, Yakuza-Film und Splatter jugendfreundlich zusammen

Vor zwei Jahren hatte der 1967 geborene japanische Regisseur Shinobu Yaguchi bewiesen, dass japanische Filme auch superkomisch sein können. Sein Film „Mein geheimer Schatz“, der von einem geldgierigen Mädchen handelte, das ihren Verehrern, die sie zum Eis einladen wollen, zur Antwort gibt, sie würde doch eigentlich lieber das Geld kriegen, das das Eis kosten würde, war ein völlig abgedrehtes kleines Meisterwerk.

So war man sehr gespannt auf Yaguchis neuen Film „Adrenaline Drive“, der, wie der Name schon vermuten ließ, äußerst actionreich daherkommt: Weil ihm sein älterer Kollege neckisch die Augen zugehalten hat, rammt Suzuki, ein sanftmütig-unentschlossener junger Angestellter einer Autoverleihfirma, versehentlich den Jaguar eines stets finster, unbeweglich-komisch blickenden Gangsters. Angstschlotternd muss er in das örtliche Yakuzabüro mitkommen. Der Gangsterboss diktiert ihm seine Strafe: Viel schönes Geld soll er in Monatsraten an die Organisation entrichten.

Glücklicherweise explodiert eine Bombe in der Gangsterhöhle, und Suzuki ist seine Sorgen wieder los. Zufällig kommt Shizuko, eine junge, schüchterne Krankenschwester vorbei, die sich kurz zuvor noch sehr nach wilden, lebensverändernden Abenteuern gesehnt hatte. Zusammen mit dem schwer verletzten Jaguarfahrer und einem Koffer voller blutgetränktem Geld werden sie von einem Krankenwagen abgeholt. Die Ereignisse überschlagen sich, wie der Krankenwagen, der in einem Flüsschen endet. Das Heldenpärchen entkommt mit dem Geld.

Die Ausgangslage von „Adrenaline Drive“ ist so simpel wie klassisch: Das Pärchen versucht mit dem unverhofften Reichtum zu entkommen und wird dabei sowohl von einer Gruppe ungeschickter Nachwuchsverbrecher als auch von dem arg lädierten, superfinsteren Jaguarfahrer verfolgt. Einige Szenen sind große Klasse. Etwa wenn die Krankenschwester neben ihrem Spind steht, in dem sie den Geldkoffer versteckt hat und Blut aus dem Koffer tropft, das sie vor ihren kichernden Kolleginnen verbergen will und es dabei doch nur mit ihren Schuhen verschmiert und drauf ausrutscht. Oder wenn Suzuki und Shizuko das blutige Geld gewissenhaft in einem Waschsalon waschen und trocknen.

Ansonsten entwickelt sich die Geschichte jedoch etwas zu konventionell. Suzuki und Shizuko landen in der Suite eines schicken Hotels, lernen, wie Geldausgeben geht, verlieben sich ineinander, ohne sich zu küssen, und werden von den Verfolgern aufgespürt. Der Koffer voller Geld sorgt für Bewegung; Situationskomiken kommen vorbei, mal haben die Verfolger, mal die sympathischen Verfolgten die Oberhand. Am Ende verbrennt das Geld in einem explodierenden Auto. Danach ist alles doch ganz anders. Wie, das sag ich nicht. „Adrenaline Drive“ ist eine gut gemachte, lustige, spannende Jugendlichenkomödie, leider nicht mehr, doch auch nicht weniger. Bei den Berliner Filmfestspielen bekam der Film den Preis des hiesigen Jugendlichensenders. Detlef Kuhlbrodt

„Adrenaline Drive“. Regie: Shinobu Yaguchi. Mit Masanobu Ando, Hikari Ishida u. a. Japan 1999, 111 Min.