Operation Heldenklau

Der Spiegel-Verlag schafft das Spiegel Spezial ab und ersetzt es durch ein P.M.-Magazin für Erwachsene  ■ Von Eberhard Spohd

Wenn etwas nicht läuft, läufts nicht. Und wenn es etwas wirtschaftlich nicht läuft, dann muss man es aufgeben. Oder modifizieren. Oder beides. Deshalb machte der Spiegel-Verlag aus dem monatlich erscheinenden Spiegel Spezial kurzerhand ein neues Heft und nennt es Spiegel Reporter. Voilà.

Seit 1989 brachte man an der Brandstwiete ein monothematisches Heft heraus, dessen Auflage zwischen 50.000 und 200.000 schwankte – je nach Thema eben. Und solche Unterschiede machen vor allem die Anzeigenkunden nicht mit. Wer teure Inserate schaltet, möchte auch genau wissen, wieviele LeserInnen eigentlich darauf aufmerksam werden könnten. Und sich nicht hinterher erzählen lassen, wie ansprechend das monopole Monatssubjekt der werbewirtschaftlichen Begierde denn nun gewesen sei.

Darum hat man sich beim Spiegel auf alte Werte besonnen. Wenn das Stammblatt ein Nachrichtenmagazin ist, dann fehlt dazu ein passendes Reportagemagazin, in dem die Edelfedern sich einmal so richtig austoben können. Besonders elegant erschien dem Chefredakteur beider Blätter, Stefan Aust, dass „wir auf den hausinternen Reporterpool zurückgreifen können“, den man an der Ost-West-Straße vor einiger Zeit gebildet hatte.

Die redaktionelle Leitung des Spiegel Reporter übernehmen der ehemalige Zeit-Redakteur Cordt Schnibben und der ehemalige Mit-herausgeber der Spex Lothar Gorris.Die haben illustre Leute um sich geschart und auch aus anderen Redaktionen die besten Schreiber abgeworben. Wie Alexander Osang von der Berliner Zeitung oder Dirk Kurbjuweit von der Zeit. So konnte die „Operation Heldenklau“, wie Aust sie nennt, im eigenen Haus unter Kontrolle gehalten werden.

Das redaktionelle Konzept lässt sich ganz einfach und werbewirksam zusammenfassen: „Was kommt – was bleibt“. Anders gesagt: Aus mindestens vier längeren und etlichen kürzeren Reportagen soll ein P.M.-Magazin für Erwachsene entstehen. Oder wie Werner Klatten, Leiter des Geschäftsbereichs Märkte und Erlöse des Verlags präzisierte, für eine „Zielgruppe, die ein hoher gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Status eint“. Eben den typischen Spiegel-Leser.

Der kann sich jetzt auf Reportagen freuen, die sich mit unsrer Zukunft in vielfältigster Weise auseinandersetzen und auf Texte, die die schlimmen Seiten unserer Welt mit schönen Worten „mit dem subjektiven Blick unserer Reporter“ (Aust) beschreiben. Das ganze wird eingebettet ins typische Spiegel-Layout, damit möglichst „keine neue Bildsprache“ vom Gedruckten ablenkt. „Ein Heft für alle“, vereinfacht Stefan Aust, „die lesen können und die lesen wollen.“