Schneller und bunter bis zum Abitur

■ Kultusminister beschließen in Husum, was in Hamburg normal ist

Der Weg eines Oberstufenschülers zum Abitur könte schon bald so aussehen: Weil der Schüler so pfiffig ist, dass er die elfte Klasse locker überspringt, endet die Schule nach 12 Jahren. Die guten Ideen, die er für Jugend forscht entwickelt hat, fließen genauso in die Abiturnote ein wie die schlechte Zensur in Englisch oder Deutsch. Und für eine bessere Allgemeinbildung hat er statt fünf nur noch vier Stunden Leistungskurs, dafür aber ein bisschen mehr Grundkurs-Unterricht. Für alle diese Änderungen hat die Kultusminister-Konferenz gestern in Husum die Grundlagen gelegt. Die Länder können, müssen sie aber nicht umsetzen.

Vieles davon gibt es in Hamburg längst: „Schon jetzt können Schüler in Hamburg ihre vier Prüfungskomponenten durch eine fünfte ergänzen. Das können beispielsweise Jahresarbeiten, Ergebnisse eines Projektes oder eine Wettbewerbsarbeit sein“, sagt Schulsenatorin Rosemarie Raab. Das fördere fächerübergreifendes, selbstständiges Arbeiten. „Ich werde vorschlagen, dass wir darüber diskutieren, diese fünfte Prüfungsleistung verbindlich zu machen“.

Dass jemand die elfte Klasse überspringt, ist in Hamburg auch schon länger möglich. Viele legen in Klasse 11 ein Jahr im Ausland ein. Die Überlegung, die Stundenzahl der Leistungskurse zu reduzieren, hält Raab jedoch für überflüssig: „Wir haben hier zwei Leistungskurse und die Grundkurse.“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat die Beschlüsse der Konferenz heftig kritisiert: „Kultusminister sollen künftig den Nachhilfeunterricht bezahlen, der nötig wird, wenn Jugendliche von einem Bundesland ins andere ziehen“, fordert die GEW-Vorsitzende, Eva-Maria Stange. Der Beschluss für mehr Ländervielfalt beim Abitur beschränke die Mobilität. Darüber kann Raab allerdings nur lachen: „Das trifft nicht die Realität. Auch jetzt sind die Bedingungen in den Bundesländern unterschiedlich. In einigen gibt es zwei, in anderen drei Leistungskurse, in den neuen Bundesländern dauert die Schule 12, in den anderen 13 Jahre.“ Natürlich müsse man da die Übergänge erleichtern.

Wo sich für Schüler nur vielleicht etwas ändern wird, gibt es für Lehrer ganz sicher Neues. Die Kommission für Lehrerbildung hat bei der Konferenz ihren Abschlussbericht vorgestellt. Als Konsequenz der Ergebnisse will Raab nun die Hamburger Lehrerbildungs-Kommission beauftragen, Reformvorschläge zu erarbeiten. Darin geht es im Wesentlichen darum, die drei Säulen Studium, Referendariat und Fortbildungen inhaltlich stärker aufeinander abzustimmen. „Das ist besonders an den Übergängen nötig. Zum Beispiel sollen Lehrer, die nach dem Referendariat in den Beruf einsteigen, auch weiter begleitet werden“, wünscht sich Raab.

Sandra Wilsdorf