Sonnige Grüße aus Bremen

■ Photovoltaik wird in Bremen überraschend gut gefördert / Besonders offensiv ist die Werbung dafür zwar nicht – aber in diesem Jahr allein wurden schon 50 neue Solaranlagen auf Bremer Hausdächer gepackt

Lange war Photovoltaik immer was für Überzeugungstäter. Wer in die violetten Dachmodule investierte, machte finanziell ein Minus. Aber ein Plus auf der Ökocheckliste für sauberen Strom.

So ganz stimmt die Rechnung nicht mehr. Denn mit satten Zuschüssen, die Bund und Land gewähren, lassen sich 70 bis 80 Prozent der Kosten einsparen.

Mit dem „100.000 Dächer-Programm“ wollte die Bundesregierung Photovoltaik-Module auf die Häuser bringen. 25 bis 33 Prozent lassen sich damit fördern. Seit 1997 wird in Bremen noch eins drauf gelegt: Zusätzlich zum Bundesprogramm können noch mal bis zu 50 Prozent der Kosten für Photovoltaik erstattet werden.

Schätzungsweise 200 Photovoltaik-Module wurden seit 1990 in Bremen auf die Dächer gepackt. 50 neue Anträge für private Haushalte sind allein in diesem Jahr eingegangen, die mit insgesamt 300.000 Mark gefördert werden. „Das hat deutlich angezogen“, sagt Frank Neubauer von den Stadtwerken. Vor ein paar Jahren noch war Photovoltaik „relativ eingeschlafen, so dass wir 1997 das Förderprogramm aufgelegt hatten“, sagt Neubauer. In diesem Jahr übernahm der Senat die Kosten für das Programm, denn den Stadtwerken ging das Geld aus. Außerdem wollte man die Bremerhavener gleichberechtigen, denn dort zahlten die Stadtwerke deutlich weniger, erklärte der Pressesprecher im Umweltressort, Holger Bruns.

Bei den Förderrichtlinien ist alles beim Alten geblieben. Auch die Anträge werden weiter von den Stadtwerken bearbeitet. Vor allem Einzelprojekte sollen so unterstützt werden. Groß Werbung gemacht hatte man mit dem Programm nicht, gibt Neubauer zu: „Wir wollten das kostenneutral halten.“

Ob solcher Zuschüsse von bis zu 80 Prozent spricht Reinhard Nickel von der Solarstation schon vom „Glück in Bremen zu leben.“ Denn Niedersachsen gewährt solche Finanzspritzen nicht. „Das ist regional ganz verschieden“, heißt es auch bei den Stadtwerken. Bei solchen Zuschüssen werde die Sache lukrativ, sagt Nickels Kollege Bernd Oei: „Dann ist die Finanzierung kein Kraftakt mehr.“ Wenn Strompreise und Zinsen gleichbleiben, soll sich die Anlage nach ungefähr zwanzig Jahren amortisiert haben, rechnet Oei.

Viel Leistung bringt so ein Modul nicht: eine Quadratmeterplatte schafft den Solarstrom für gerade eine Lampe. Das ist nicht allzu viel. Im Vergleich zur Thermie, die mit Sonne Warmwasser erzeugt, sind die Solar-Kollektoren drei mal so teuer und bringen gerade ein Sechstel der Leistung, sagt Nickel. Kein Wunder, dass die Photovoltaik lange Zeit nicht aus dem Nischendasein rauskam.

Für die Vierkopf-Familie werden knapp zwölf Quadratmeter Sonnen-Kollektoren empfohlen. Kostenpunkt: Knapp 14.000 Mark. Gut 30 Prozent des Stromes kommt dann vom eigenen Dach, erklärt Reinhard Nickel. Aber im Gegensatz zur Thermie, die mehr Leistung hat, liefert Photovoltaik eben Strom und kein Warmwasser, das nur zum Duschen und Waschmaschine taugt, meint der Solarberater.

Für alle die auf Wirtschaftlichkeit achten, lohne sich Photovoltaik ohne Zuschüsse aber „nie und nimmer“, sagt Oei. Fallen die Subventionen weg, wird die Kosten-Nutzenrechnung fraglich. Dann lohnen sich die Dachkollektoren nur noch bei „Insellagen“, wo eine Vernetzung zu teuer wäre: bei Straßenlampen, Gartenhäuser, Segelbooten. Bei Investitionen für das Privatheim zähle ohne Fördermittel nur noch das gute Gewissen.

Idealistische Gründe für den Alternativ-Strom sind aber eher sekundär. „99 Prozent wollen Geld sparen“, meint Oie. Draufzahlen wolle keiner für die saubere Sache mit dem Strom vom eigenen Dach.

Oei und Nickel würden den Solarstrom lieber idealistisch als „Investition in die Zukunft“ vermarkten. Die Photovoltaik-Anlage zum Hobby machen a là „Ich mache meinen Strom selber“. Oder einfach einen schönen Urlaub weglassen, und dafür Sonnenkollektoren rauf aufs Dach.

Im November wollen Umweltressort und Stadtwerke neu über die Zuschüsse verhandeln. „Es wird auf jeden Fall weitergehen“, sagt Holger Bruns, „nur die Details sind noch nicht ganz klar.“ Mindestens eine Viertelmillion würde für den Fördertopf gebraucht, sonst mache das alles keinen Sinn, sagt Neubauer. pipe