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■ Mit neuen Castorwegen auf Du und DuPirsch von Süden

Hannover (taz) – Die Innenminister der Länder Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, Manfred Püchel und Heiner Bartling, waren sich am Telefon schnell einig: Die neue Castor-Route ins Zwischenlager Gorleben sei „aus polizeilicher Sicht denkbar ungeeignet“. Nicht mehr über die Castor-Umladestation am Bahnhof Dannenberg, sondern über Bahnhof Arendsee in Sachsen-Anhalt sollen Transporte mit hochradioaktivem Müll aus der Wiederaufarbeitung in Frankreich künftig das Zwischenlager ansteuern. So hat es Bahn-Tochter „Nuclear Cargo + Service GmbH“ (NCS) beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) beantragt.

Grund für den Änderungsantrag ist eine für Schwertransporte gesperrte Eisenbahnbrücke bei Dannenberg, deren Reparatur vor Ende nächsten Jahres nicht abgeschlossen werden kann. Die neue Route verlängert allerdings den für die Polizei besonders schwierigen Straßentransport der zunächst sechs Atommüllbehälter, die im französischen La Hague schon beladen sind. Statt bisher 20 Kilometer Straße hätten die Polizisten 33 Kilometer zu bewachen. Und diese kleinen Straßen im ehemaligen Grenzgebiet sind laut dem Innenministerium in Hannover auf weiten Strecken nur für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen und nicht für den Schwerverkehr zugelassen.

Arbeit kommt allerdings auch auf die wendländischen AKW-Gegner zu. „Wir werden für unseren gewaltfreien Widerstand gegen die Transporte ein neues Streckenkonzept erarbeiten“, kündigte der Sprecher der BI Lüchow-Dannenberg Wolfgang Ehmke an. Umgehend will sich die BI auch an die Bürger von Arendsee wenden, dessen Ambitionen als Fremdenverkehrsort gar nicht zur Nuetronenstrahlung aus dem Castor passen.

Am Bahnhof Arendsee gibt es natürlich keine nach außen befestigte Castor-Umladestation. Dort müssten die Behälter mit einem mobilen Kran von Eisenbahnwaggons auf Straßentieflader gehoben werden. Das erfordert Umladetests, meint das Umweltministerium Niedersachsen.

Das BfS will den Antrag der NCS, der die Route ab Februar kommenden Jahres ändern möchte, nun genau prüfen. Merkwürdigerweise begehrt die NCS keine zusätzliche Castor-Route, sondern eine Änderung der bisherigen. Gibt das BfS dem Antrag statt, sind Transporte von WAA-Müll über Dannenberg nach Gorleben zunächst nicht mehr erlaubt. Jürgen Voges

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