Jesus-Ritter in Yedi-Latschen

■ Die Sintflut als fernsehtaugliches Spektakel: „Die Bibel. Die ganze heilige Schrift (leicht gekürzt)“ im Altonaer Theater frischt verschüttetes Konfimandenwissen auf

Guter Unterricht lebt von Abwechslung. Spätestens nach 15 Minuten sollte die Methode gewechselt werden, behaupten versierte Didaktiker. Und humorvoll Aufbereitetes prägt sich noch beim trägsten Schüler ein.

Diese Einsicht war es wohl auch, die Axel Schneider, Intendant des Altonaer Theaters, zur Inszenierung von Die Bibel. Die ganze heilige Schrift (leicht gekürzt) bewog. Stammte aus der Feder des Trios Long, Martin und Tichenor bereits die auf gängige Schlagwörter reduzierte Fassung der Werke Shakespeares, versorgt es derzeit das Publikum in Altona mit Einblicken in die Abgründe der eigenen Bibelstereotypen. Vornehmlich geht es dabei natürlich um das turbulente Treiben der Menschheit. Und dabei soll denn auch jenes animalische, auf Betriebsfesten abgefeierte Gehoppele in der Assoziationskette ganz am Anfang stehen.

In Schneiders Inszenierung ergießen sich die Gags wogenartig über die Zuschauer. Die lassen sich – zumal bei Flut – nur allzu gerne von einer Klimax zur nächsten mitreißen. Animateure dieser Tour de Force sind ganze drei Schauspieler: Franz-Joseph Dieken, Kai Hufnagel und Ole Schlosshauer. Mit Volleifer und Unersättlichkeit mimen sie mehr als hundert Bibelakteure, doch selbst das scheint nicht genug. Und so strotzt das Stück vor Intertext und Anspielungen auf die Popkultur – ein Gastauftritt des Apostels George Lucas als Yedi-Ritter eingeschlossen.

All das dient natürlich dem höhreren Zwecke, verschüttetes Konfirmandenwissen wieder aufzufrischen und seit damals bestehende Unklarheiten ein für alle Mal zu beseitigen. Denn was tat eigentlich Jesus, als er mit zwölf Jahren den Tempel von Jerusalem verließ und achtzehn Jahre quasi in der Versenkung verschwand? Zu bekannter Zirkusmusik mit schellenden Becken toben sich die Schauspieler in Sachen Magie und Zauberei aus und illustrieren so Jesu Reifejahre.

Am liebsten jedoch schickt Schneider seine Showmaster in Interaktion mit dem Publikum. Da wird die Geschichte von Sintflut und Noahs Arche ein fernsehtaugliches Spektakel: Zur Melodei von Die Vögel wollten Hochzeit halten geben drei Paare mit unterschiedlichen Pappnasen Enten, Dorsche und Schweine, während der Rest des Saals sich als trinkende Sünder verausgabt. Ein bis auf weiteres unvergesslicher Abend. Liv Heidbüchel

noch bis zum 14. Novemer, Altonaer Theater, 20 Uhr