Domestizierte Teufel treiben in den Untergang

■ Im Schongang siegt Bayern beim schläfrigen 1. FC Kaiserslautern mit 2:0

Kaiserslautern (taz) – Am Donnerstag muss der 1. FC Kaiserslautern im Uefa-Cup zu Tottenham Hotspur, und der samstägliche Spieltag verheißt für diesen Auftritt nichts Gutes. Während sich die Engländer mit dem 3:1-Sieg gegen Manchester United an der White Hart Lane so richtig in Form brachten, spielten die Pfälzer beim 0:2 gegen die Bayern, als hätten sie und nicht die Münchner ein schweres Champions-League-Match vom Mittwoch in den Knochen.

Dass die Bayern auf dem Betzenberg auch ab und zu ein Spiel gewinnen können, ist durchaus nicht ungewöhnlich. Doch meistens waren solche Spiele hart umkämpft, mit Roten Karten gespickt, und schon Wochen vorher war die Stimmung mächtig angeheizt worden. Im Jahr 1 der reformierten und aufgeblähten Champions League ist das nun ganz anders. Schon beim Blick in play., die Stadionzeitschrift des 1. FCK, traute der Leser seinen Augen nicht. „Good Luck!“, riefen da die Vorstände der Lauterer dem bald scheidenden Lothar Matthäus hinterher und widmeten dem einstigen Feindbild der Westtribüne sogar eine ganze Seite voller Gefühlsduseleien und Lobhudeleien.

Peinlicherweise trat Matthäus gar nicht an auf dem Betzenberg, weil er nach dem Willen seines Trainers regenerieren musste. Da auch Mario Basler, der suspendierte Pfälzer, bei den Münchnern nicht dabei war, fehlten den Fans die Zielscheiben für ihre Aggressionen. Stefan Effenberg, der diese Lücke hätte füllen können, hielt sich zurück, und dass sich zudem Torwart Oliver Kahn mit einer Grippe eine Auszeit gegönnt und den Kasten dem jungen Stefan Wessels überlassen hatte, nahm dem 1. FCK in diesem Spiel die allerletzte Reiz- und Angriffsfläche.

Beim 1. FCK rätselte man noch lange nach Spielschluss darüber, warum die Bayern geradezu im Schongang mit 2:0 gewonnen hatten. Da wurde die marode und diffuse Abwehr mit den schwächelnden Ramzy und Schjönberg bemüht, ebenso wie der müde wirkende und gänzlich uninspirierte Ciriaco Sforza, dessen spielerische Offensive nach dem Zwist mit Rehhagel schon wieder passee scheint. Vorne agierten meist glücklos die gut beschatteten Djorkaeff und Marschall. Die Luft war bei den Pfälzern in diesem Spiel schon raus, als das Spiel gerade mal begonnen hatte.

Hinzu kamen dilettantische Fehler, wie sie Amateuren in Pokalspielen gegen Bundesligisten unterlaufen. So beim 0:1 nach 52 Minuten durch den wendigen Roque Santa Cruz, der nach einem Tohuwabohu im Lauterer Strafraum dem Treiben der Unfähigen ein Ende setzte. Danach waren immer noch 38 Minuten zu spielen und genügend Zeit, aufzuwachen und die Einschläferungsstrategie der Bayern zu durchkreuzen. Doch das Gestochere der Lauterer ging weiter.

Die Einwechslungen der beiden Trainer zeigten einen weiteren Unterschied auf. Hitzfeld brachte mit Babbel, Lizarazu und Elber drei Nationalspieler für die Nationalspieler Jancker, Linke und Paulo Sergio. Rehhagel wechselte die allenfalls mittelmäßigen Koch, Strasser und Komljenovic für Reich, Buck und Tare aus. So hatte der 1. FCK an diesem schönen Herbsttag nie eine Chance gegen die Bayern. Ohne Mumm und ohne Biss, ohne Spielintelligenz trieben 14 domestizierte Teufel ihrem unspektakulären Untergang entgegen. Nur Wagners Freistoß auf die Latte in der 71. Minute entlockte den ungewöhnlich leisen Zuschauern noch einmal ein Raunen. Wenig später kam das bittere Aus. Der ausgeruhte Elber trabte seelenruhig in den Strafraum, narrte Ramzy und Wagner und traf zum 0:2.

So wahrte Bayern München den Anschluss an die führenden Teams in der Bundesliga, Kaiserslautern rutscht langsam immer weiter nach unten. Und am Donnerstag wartet Tottenham.

Günter Rohrbacher-List