Deutsche Welle als Bezahlfernsehen?

■ Im Streit um die Zukunft des Senders überrascht der Intendant mit neuer Idee: Wer im Ausland „Doktor Specht“ sehen will, soll zahlen

Zweimal ist er mit dem Hackebeil gekommen“, jammert Dieter Weirich, der Intendant der Deutschen Welle – und meint die drastischen Haushaltskürzungen durch Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD). Was Weirich gar nicht behagt: Die Sparmaßnahmen lösten eine Diskussion aus, die es bisher nicht gab: Erstmals interessieren sich Inländer für die Arbeit des Auslandssenders.

„Die schlechteste Regierung ist eine, die Institutionen stört“, schimpft Weirich und regt sich über ungebetene Kommentare auf: „Inhaltliche Kritik habe ich kaum gehört“, so Weirich, „was wohl daran liegt, dass unser Programm in 35 Sprachen läuft, wovon die meisten Kritiker 33 nicht verstehen.“ Um die Qualität der Sendungen geht es tatsächlich nur am Rande. Die Diskussion um Sinn, Zweck und Zukunft der Deutschen Welle ist zu einem politischen Hickhack geworden, das auf den Münchener Medientagen seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte.

Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) bezeichnete die Naumannschen Sparmaßnahmen als „Strafaktion gegen einen parteipolitisch missliebigen Intendanten“. Auch andere Medientagsgäste wetterten gegen die Regierung – Fallschirmspringer Jürgen Möllemann (FDP) nutzte die Gelegenheit, um die Vernachlässigung der „auswärtigen Kulturpolitik“ zu attackieren.

Warme Worte ja, aber Hilfe kann Weirich nicht erwarten – die engagierten Wellenreiter sind alle in der Opposition. Und wo sie etwas zu sagen haben, halten sie sich genauso zurück wie die Bundesregierung, die vorsichtshalber erst gar keinen Vertreter nach München entsandte. So ist für Stoiber eine Finanzspritze aus Rundfunkgebühren oder Länderzuschüssen „völlig ausgeschlossen“.

Die Deutsche Welle muss selbst sehen, wie sie zurechtkommt. Auf den Medientagen überraschte Weirich mit einer originellen Idee. Um das kostspielige Fernsehprogramm zu erhalten, schlug er vor, einen Pay-TV-Kanal einzurichten, auf dem heimische Unterhaltung laufen soll. „Von einem Manager können Sie 15 Mark verlangen, wenn er in seinem Hotel in Kuala Lumpur Doktor Specht sehen will.“ Die Deutsche Welle könnte sich dann darauf konzentrieren, mit fremdsprachigen Informationssendungen gezielt für Deutschland zu werben.

Das findet auch Ex-Wirtschaftsminister Möllemann wichtig: „Ein gut gemachtes Programm kann den deutschen Außenhandel ankurbeln.“ Lukas Wallraff