Mordanschlag auf serbischen Journalisten

■ Zeljko Kupanja recherchierte über Massaker bosnisch-serbischer Polizisten von 1992

Sarajevo (taz) – Völlige Aufklärung des Mordanschlages auf einen der prominentesten serbischen Journalisten in Bosnien-Herzegowina forderten am Wochenende alle dort ansässigen internationalen Organisationen. Der Chefredakteur der Unabhängigen Zeitung und Besitzer einer privaten Radiostation in Banja Luka, Zeljko Kupanja, wurde am vergangenen Freitag durch eine Autobombe schwer verletzt. Ihm mussten beide Beine amputiert werden.

Den Hintergrund für den Mordanschlag bilden nach Vermutungen aus journalistischen Kreisen in Banja Luka und von Mitarbeitern des „Büros des Hohen Repräsentanten“ (OHR) in Sarajevo die Recherchen des Journalisten über Kriegsverbrechen, die im Jahre 1992 von serbischen Polizisten begangen worden sind. Zeljko Kupanja hatte in den letzten Wochen immer wieder Artikel über ein Massaker an 200 Muslimen in Koricani veröffentlicht und war den Tätern offenbar auf der Spur.

Eine Untersuchung des Massenmordes gab es bislang nicht. Nach Veröffentlichungen der Unabhängigen Zeitung versuchte vor allem General Bogdan Subotic eine Untersuchung zu verhindern. Die beschuldigten Polizisten gehörten zu einer Einheit, die von Simo Drljaca befehligt wurde, den das Tribunal in Den Haag als mutmaßlichen Kriegsverbrecher bezeichnet. Drljaca war bei dem Versuch von SFOR-Soldaten, ihn festzunehmen, im Sommer 1997 erschossen worden.

Der Anschlag könnte auch als Zeichen an Milorad Dodik, Premierminister der Republika Srpska, der serbischen Teilrepublik in Bosnien-Herzegowina, gewertet werden, hieß es im Pressebüro des OHR in Sarajevo. Kupanja gilt als ein enger Vertrauter Dodiks. Der Premier hat zu erkennen gegeben, dass er in der Frage der Kriegsverbrecher mit internationalen Institutionen enger zusammenarbeiten will. Erich Rathfelder