■ Das erste Mal!
: Ischa Gaymaak

Es ist geschafft: Bremens schwule Szene erlebte kollektiv ihre erste Gay-Night auf dem ach so traditionsbewussten Freimarkt – das Hansezelt hatte geladen, und alle waren gekommen. Während auf dem Münchener Oktoberfest Schwule schon lange in einer Reihe mit Heteros schunkeln und ihre Maß stemmen, kommen Bremens Huschen, Kerle und Diven erst jetzt in der (neuen) Mitte der Gesellschaft an.

So durften am attraktiven Montagabend alle die mochten, sich zu lustigem Programm erheitern und den Bierumsatz in der schwachen Nebensaison ankurbeln. Männer in Frauenkleidern – Travestie genannt –, leicht bekleidete Herren – nennt sich menstrip – und unsere allerliebste Marianne – Rosenberg genannt – aus der Konserve sorgten für ein Füllhorn voller Geschenke. Bei so viel Gaben kam schnell vorweihnachtliche Stimmung auf – zumal etliche Showstars eine frappierende Ähnlichkeit mit geschmückten Tannenbäumen hatten. Sicherlich innovativster Programmpunkt: Der Marianne-Rosenberg-Karaoke-Contest. All die Songs, die wir Schwulen Tag ein Tag aus hören, konnten wir nun mit richtig sattem Sound erleben. Zur „nananana“-Konserve gab es „uhu“-Gesang und „aha“-Stimmung. Ach war das schön! Und zum Schluss dann noch ein Leckerbissen: Garry von der gleichnamigen Karaoke-Bar aus Walle. Vollschlank, vollbusig und langhaarig passte er gut in die Show – irgendwie war ja alles Travestie.

Bei so viel schrägem Programm wünschte sich manch einer, hetero zu sein – und hätte als solcher sicherlich seinen Spaß gehabt. Man könnte dann am nächsten Tag seinen Kollegen erzählen, wie die Schwulen so sind.

Durch den Abend führte das Bremer Urgestein Sally mit solch pointierten Sätzen wie: „Ich grüße die Quoten-Lesben“ und „Schwule sind ja immer im Dunkeln anzutreffen“. Diese wähnten sich unterdessen in guter Gesellschaft mit dem Veranstalter Renoldi, der unlängst für seine dunklen Machenschaften bekannt wurde.

Und wer weiß, wenn es dem Chef gefallen hat und der Umsatz stimmte, dürfen wir nächstes Jahr sogar mal am Dienstag feiern. Kai Lehmann