Bombenstimmung bei Becks

■ Entschärfungs-Einsatz auf der Weser /Muscheln zickten rum

Wer sich im Stefaniviertel am Montag auf einen gemütlichen Abend zu Hause eingerichtet hatte, musste umdisponieren. Ab 19 Uhr dröhnten Lautsprecherwagen der Polizei durch die Straßen und forderten die Bewohner auf, ihre Häuser zu verlassen – Sicherheitsmaßnahme in der sogenannten Gefahrenzone 1. Denn am Nachmittag hatte ein Bagger in der Weser eine britische Fünfzentnerbombe aus dem 2. Weltkrieg gefunden.

Auf Höhe der Kalkstraße ging es nämlich rund: Ein Transport der Bombe wäre zu riskant gewesen – Bremens Sprengmeister Andreas Rippert musste vor Ort entschärfen. Denn der „Aufschlagzünder Nr. 30“ reagiert schon auf leichte Erschütterungen.

Mit dem Zünder sind die Entschärfungsexperten der Polizei mittlerweile vertraut: „Die haben die Briten zu Tausenden abgeworfen,“ sagte Peter Seydel vom Kampfmittelräumdienst. Einfach war die Aktion dennoch nicht: Muscheln, Steine und Algen saßen an dem Zünder so „bombenfest, dass wir die mit einem Meißel abschlagen mussten“, sagte Rippert. Erst danach konnte der Sprengmeister den Zünder entfernen und unschädlich machen.

Viel hätte die Bombe allerdings nicht mehr anrichten können. Der Sprengstoff war durch die Jahre im Wasser feucht geworden und auch der Bolzen am Zünder saß fest. „Aber das weiß man vorher nicht,“ erklärt Rippert, „bis man das Ding raus hat, ist alles möglich.“

Sicherheitshalber mussten für die Entschärfung rund hundert Anwohner im Umkreis von 300 Metern evakuiert werden. Für alle, die nicht wussten wohin, hatte das Deutsche Rote Kreuz eine Notunterkunft eingerichtet. Aber nur 47 Personen nahmen das Angebot in Anspruch. Der Rest „ging wohl spazieren, oder konnte privat unterkommen. Viele sind sicher zum Freimarkt gegangen,“ glaubt Karl-Heinz Frantzen von der Pressestelle der Polizei.

Eine Sonderpause bescherte der Bombenfund rund 80 MitarbeiterInnen der Brauerei Becks. In einem Teilstück des Firmengeländes, das in der Gefahrenzone lag, standen für eine Stunde alle Maschinen still. Wo sonst Maische und Würze acht Stunden lang zu Bier gekocht werden, ging am Montagabend fast nichts mehr. Zwei von drei Sudhäusern mussten heruntergefahren werden.

Die Qualität des Gerstensafts musste allerdings nicht leiden: „Wir konnten uns rechtzeitig auf die Unterbrechung einstellen und entsprechend planen,“ sagte die stellvertretende Pressesprecherin Sabine Jürgens. Dramatischer gestaltete sich die Situation bei der Abfüllung: Vier Anlagen mussten gestoppt werden. 300.000 Flaschen weniger wurden ausgeliefert. Den Ausfall kann Becks „im Moment noch gar nicht beziffern.“

Fünf Bomben wurden in den letzten Jahren auf diesem Weserabschnitt gefunden. Die Fund am Montag „wird mit Sicherheit nicht der letzte gewesen sein“, glaubt Seydel. Kristin Hunfeld