Frauenuni zu Körper und Geschlecht

■ Bremen ist einer der Standorte für die geplante „Internationale Frauenuniversität“: 100 Tage für 100 Jahre“ zur EXPO 2000

Das symbolische Richtfest wurde schon Anfang Oktober begangen, doch richtig los geht's erst am 15. Juli 2000. Dann kommen – erstmals in deutschen Landen – 900 Frauen zum gemeinsamen Studium an der ersten Frauenuniversität zusammen. Sie findet 100 Tage lang bis zum 15. Oktober in Hannover als fester EXPO-Bestandteil statt. Mitten dabei beim wissenschaftlichen Vorzeigeprojekt ist die Hansestadt Bremen. Sie steuert 160.000 Mark aus dem eigenen Hochschulsonderprogramm bei – und wird einer der fünf dezentralen Standorten der Frauenuni sein.

Die Bremer Uni konnte nämlich mit ihrem neuen Zentrum für feministische Studien Punkte sammeln: Im Zentrum führen seit knapp einem Jahr Kolleginnen verschiedener Fachbereiche interdisziplinär Forschungen zusammen. Vornehmliche Forschungsschwerpunkte dabei: Körper und Geschlecht – und damit einer von insgesamt sechs Projektbereichen, die die Frauenuniversität neben Arbeit, Information sowie Stadt, Migration und Wasser plant.

Zwei Wochen lang ist Bremen deshalb nun als dezentraler Studienort neben Hamburg, Kassel und anderen dabei, erklärt Barbara Duden, lokale Dekanin für den Projektbereich „Körper“. Grundsätzlich gehe es dabei um die Aufarbeitung, „was mit der Körperlichkeit von Frauen in der Vergangenheit passiert ist“, sagt Duden. Drei Monate lang sollen international ausgewiesene Forscherinnen den Studentinnen ihre „Perspektive des Frauenkörpers als Spiegel der gelebten Erfahrung von Frauen am Ende des 20. Jahrhunderts“ zur Diskussion stellen.

Die zweiwöchige Projektphase in Bremen wird laut Professorin Sigrid Schade von der Uni Bremen ganz intensiv Themen wie „Sexualität“, „Köpersprache“ sowie „Körper und Medien“ behandeln. In Hannover dagegen geht es um Gewalt sowie Fruchtbarkeit/Unfruchtbarkeit und Manipulation – also um konkrete Auseinandersetzungen mit Themen wie Mammographie, Screening von Ungeborenen oder Empfängnisverhütung.

Denn die internationale Frauenuniversität soll schließlich Impulse in den Wissenschaftsapparat geben: Die insgesamt 900 Studentinnen sind qualifizierte Nachwuchswissenschaftlerinnen mit Diplom- bzw. Bachelor-Abschluss aus verschiedensten Fächern – von Medizin, Pflege- bis hin zur Naturwissen-schaft. „Sie sollen dann das erlernte Wissen in ihre Fachgebiete zurückbringen“, erklärt die lokale Dekanin die Idee der Frauenuniversität. So gehe es doch z.B. beim Projektbereich Körper um „all diese Themen: Wissenschafts-kritik etc...“.

Von elitärer Eliteschmiede indes will die Dekanin nichts wissen: Feministische Kritikerinnen hatten der geplanten Frauenuniversität „soziale Ungleichheiten“ und eine „individuelle Begabtenauswahl“ vorgeworfen: Die geplanten Studiengebühren von rund 900 Mark für die drei Monate stünden der feministischen Grundforderung nach Chancengleichheit und dem Abbau von Hierarchien entgegen.

Doch dazu sagt Barbara Duden nur: Mindestens 40 Prozent der 900 Studienplätze für Frauen aus aller Welt – nach Länderschlüsseln aufgeteilt – sollen über Stipendien gefördert werden. Namhafte Stiftungen und Organisationen haben dafür bereits ihre Finanzierung zugesagt. Außerdem soll ein Teilnahmebetrag von 600 Mark pro Studentin in einen Solidarfonds fließen, der weitere Stipendien finanziert, heißt es aus dem Organisationsbüro in Hannover. Man habe sich also, so Duden, „um eine möglichst hohe Unterstützung“ bemüht. kat

Bewerbungsschluss: 30. November. Unterlagen an: Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD), Referat 220 (ifu), Postfach 20 04 04; D-53134 Bonn; e-mail: ifu§daad.de.