Greenpeace besetzt Thyssen-Dock

■ Protest gegen TBT-Anstrich auf deutschem Containerschiff

Emden. Aus Protest gegen die Verwendung giftiger TBT-Schiffsfarben hat Greenpeace heute ein Dock der Thyssen Nordseewerke in Emden besetzt. Rund 25 Umweltschützer sind mit vier Schlauchbooten und dem Green-peace-Schiff „Beluga“ an das Dock im Emdener Hafen gefahren, in dem zurzeit das Containerschiff „Karin S.“ liegt. Sieben Aktivisten sind auf den Schornstein des 163 Meter langen Frachters geklettert und haben dort ein Transparent mit der Aufschrift „Kein Gift ins Meer – Stoppt TBT!“ befestigt. Zugleich versuchen die übrigen Greenpeacer auf dem Dock, den Anstrich des Schiffes mit giftigen TBT-Farben zu verhindern.

In der Thyssen-Werft werden regelmäßig Schiffe wie die „Karin S.“ von der alten Farbe aus TBT (Tributylzinn) befreit und mit einem neuen TBT-Anstrich versehen, der den Bewuchs mit Algen und Muscheln verhindern soll (wir berichteten). Dabei gelangt das Umweltgift in das Hafenwasser, weil die vorgeschriebenen Sicherungsmaßnahmen nicht erfüllt werden. Bereits am Wochenende hatte Greenpeace bei der Überprüfung von Abstrahlarbeiten im Dock die starke Belastung des umliegenden Hafenbeckens mit giftigen Farbresten und Strahlmitteln dokumentiert und die zuständigen Behörden informiert – ohne Konsequenzen. „Auf der Thyssen-Werft wird gesetzeswidrig mit dem Umweltgift TBT umgegangen. Da die Behörden nicht handeln, werden wir dieser Umweltverschmutzung nicht länger tatenlos zusehen“, sagt Greenpeace-Chemieexperte Oliver Worm.

Die „Karin S.“ ist ein Frachter der Reederei Schepers in Elsfleth bei Bremen. Greenpeace fordert von den Reedern einen sofortigen Umstieg auf TBT-freie Schiffsfarben. Viele alternative Anstriche sind bereits verfügbar. Das Dauergift TBT kann Schäden am Immunsystem des Menschen verursachen. Organismen wie Seeschnecken, Muscheln und Fischlarven werden schon ab Konzentrationen von 0,05 Mikrogramm pro Kilogramm schwer geschädigt.

Das Greenpeace-Schiff „Beluga“ hatte bereits in den letzten Wochen Sediment-Proben in deutschen Nordseehäfen genommen, die stark mit TBT belastet waren. Beim Dock 3 der Thyssen-Werft wurden fast 4.000 Mikrogramm TBT pro Kilogramm Hafenschlick gefunden. Angesichts dieser Verschmutzung erstattete Greenpeace gegen die Werft am 6. Oktober Strafanzeige wegen Gewässerverunreinigung und der Freisetzung von Giften. Jeti/dpa