Topographie des Terrors“ wird frühestens 2002 fertig

■ Architekt, Bauverwaltung und Bauunternehmen geben sich gegenseitig die Schuld

Die Gedenkstätte „Topographie des Terrors“ wird erheblich teurer und später verwirklicht als vorgesehen. Der Architekt des gewagten Bauprojekts neben dem Martin-Gropius-Bau in Kreuzberg, der Schweizer Peter Zumthor, erklärte gestern gegenüber der taz, die „Topographie“ werde 10 Millionen, wenn nicht gar 15 Millionen Mark mehr kosten als die 45 Millionen, die bisher eingeplant sind. Eine Fertigstellung der Gedenkstätte werde vielleicht erst im Jahr 2003 möglich sein.

Zugleich ist eine beispiellose Schlammschlacht über die Ursachen der Mehrkosten und Zeitverzögerung entbrannt: Zumthor, Bauverwaltung und das renommierte Betonbauunternehmen „Engel und Leonhardt“, das den Rohbau erstellt, gaben sich gestern rüde gegenseitig die Schuld an der Pleite.

Die Betonfirma geht von Mehrkosten allein für den Rohbau von 33 Millionen Mark aus. Die Bauverwaltung habe den Warnungen der Firma über diese Kostenexplosion „regelmäßig keinen Glauben geschenkt und uns immer wieder lapidar auf unsere Vertragserfüllungspflichten hingewiesen“. „Unverschuldet“ und vor allem wegen vieler Änderungswünsche des Architekten habe das Unternehmen „eine Bauzeitverlängerung von mindestens fünf Jahren verkraften müssen“. Ursprünglich sollte der Rohbau 1997 fertig werden. Weil die Firma deshalb Millionen habe vorstrecken müssen, sei sie jetzt in einer existenzbedrohenden Krise, sagte die Prokurisitin der Firma, Iris Werner.

Zumthor hält dagegen: Da sich die Baufirma verkalkuliert habe, versuche sie seit Jahren, „den Auftrag loszuwerden“ oder durch Klagen irgendwie rentabel zu machen. Das Unternehmen mache „seit zwei Jahren Dienst nach Vorschrift, da es nicht bauen will“. Die Vorwürfe gegen ihn selbst seien „erstunken und erlogen“. Er habe nur für wenige Details Änderungen verlangt: „Wir haben uns verhalten wie Musterknaben.“ Die Firma könne schon jetzt mit dem Hauptbau beginnen: „Sie könnten bauen, wenn sie wollen. Es ist alles fertig.“ Zudem lüge das Unternehmen: „Die behaupten irgendeinen Mist“, so Zumthor, „das ist eine widerliche Firma.“

Eine Sprecherin der Bauverwaltung räumte ein, dass voraussichtlich mit Mehrkosten in einstelliger Millionenhöhe zu rechnen sei. Sie bedauerte, dass das Bauunternehmen nun die Verhandlungen über die Presse führe. Die Sprecherin deutete jedoch an, dass sie die Ansicht des Unternehmens teile, Zumthor habe mit überzogenen Änderungsforderungen Mitschuld an den Mehrkosten und der Zeitverzögerung.

Umstritten ist, ob das Betonstrebengeflecht überhaupt zu verwirklichen ist. Iris Werner sagte, es sei unklar, ob es baubar sei. Die Bauverwaltungssprecherin glaubt dagegen daran. Und auch Zumthor betont: „Dieses Gebäude wird gebaut.“

Philipp Gessler