Messehalle 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 ...

■ Streit um Bürgerweide: Schausteller und Messeveranstalter rangeln um Platz und historisch garantierte 100.000 Quadratmeter

Der Freimarkt brummt. Und die Wogen schlagen hoch bei den Schaustellern: Ist ihr Freimarkt in Gefahr, wenn die neue Messehalle VII gebaut wird? Und was will man eigentlich: Freimarkt oder Messe, oder geht auch beides?

Die Schausteller sehen mit Halle VII ihre Felle davonschwimmen. In Scheibchentaktik, fürchten sie, kommen dann noch weitere Hallen. Und der Freimarkt wäre dann kein Freimarkt mehr, sondern allenfalls noch Osterwiese. Fakt ist aber: Wenn die Halle VII gebaut wird, sollen die 100.000 Quadratmeter für den großen Rummel erhalten bleiben. So steht es im Koalitionsvertrag. Und an diese Vorgabe hat sich das Architektenbüro Gildehaus und Lautemann gehalten, und so wurde es auch bisher im Wirtschaftsförderungsausschuss diskutiert.

Und Halle VII kommt. 1,4 Millionen wurden schon für die Kostenermittlung bewilligt. Genauere Pläne sollen in den nächsten Wochen folgen. Diese neue Halle soll Bremen „zur ersten Adresse“ im Messegeschäft machen, hofft Bürgermeister Henning Scherf (SPD). Solche Visionen glauben die Schausteller allerdings nicht – Gerüchte, dass die schicken Hallen IV bis VI meistens leer stünden, halten sich hartnäckig: „Leere Hallen statt Freimarktspaß“, fragten sie Scherf. Bei der HVG dagegen rechnet man anders: Leer bedeutet nicht immer gleich leer, sondern auch Auf- bzw. Abbau in den Hallen. Und auch das bringe Geld. Schon jetzt sei der Umschlag der Hallen in Bremen höher als zum Beispiel in Berlin, erkärt Pressesprecher Thorsten Haar.

Halle VII aber soll gar nicht Messehalle werden, sondern Mehrzweckhalle. Damit interessiert die Auslastung der Messe direkt nicht. Der Neubau soll statt dessen der Stadthalle aushelfen, die in der Hochsaison zu über 90 Prozent ausgebucht sein soll und man schon Großveranstaltungen hätte absagen müssen. Bislang fehlte der HVG auch ein Betriebshof. Beim Hallenbau IV bis VI hatte das Geld für das unterirdische Depot gefehlt. Die Folge: Das Mobiliar wurde zwischen Hallen und Plantage hin- und hergeschafft. Mit Halle VII soll auch der Keller kommen.

Warum aber, fragten Schausteller und SPD-Genossen, könnten nicht die jetzigen Hallen optimiert werden? So dass Großveranstaltungen auch hier rein können, statt auf das Messegeschäft zu warten? „Wenn eine neue Halle an die 35 Millionen Mark kostet, vielleicht kann ich die alten für 15 Millionen optimieren“, meinte Hermann Kleen (SPD). Da will die HVG aber nicht ran. „Wir weichen schon jetzt aus“, rechtfertigt Haar. Aber das sei erheblicher Aufwand, der nicht immer gehe: „Die Hallen wurden als Messehallen geplant und sind politisch so gewollt.“

Eine erste Annährungen zwischen Schaustellern und Messebetreibern aber ist in Sicht: Mit der Interschau Anfang nächsten Jahres ist der erste Schritt getan: Da zeigen die Schausteller die Highlights der Karussel-Zunft – in den Messehallen.

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