Demo-Hauptstadt Berlin

■ 1.619 Protestzüge in sieben Monaten. In London ist das ganz normal

Berlin – die Demo-Metropole: Vorgestern protestierten die Bauern gegen die Sparpläne der Bundesregierung am Brandenburger Tor, gestern die Rentner. Darüberhinaus demonstrierten Hepatis-geschädigte Frauen vor dem Gesundheitsministerium für mehr Geld. Heute kommen die Arbeitslosen aus Protest gegen den „sozialen Kahlschlag der Bundesregierung“ auf dem Alex zusammen. Außerdem demonstrieren Umweltschützer vor dem Hotel Interconti gegen die „internationale Genlobby“, und die PDS hält eine Mahnwache vor der russischen Botschaft gegen den Krieg in Tschetschenien ab.

Nichts Besonderes: Bis zum 1. August gab es in diesem Jahr schon 1.619 angemeldete Demos, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Eine Aufschlüsselung der Teilnehmerzahlen oder der Demo-Orte sei nicht möglich.

In anderen europäischen Haupstädten sind Demos kein Problem. Den Sprecherinnen der französischen und britischen Botschaft in Berlin jedenfalls sind Diskussionen um Demo-Einschränkungen in ihren Heimatländern nicht bekannt. In Paris müssen die Demo-Anmelder vorher mit der Polizei die Route absprechen, die meisten Demos finden am zentral gelegenen Place de la Bastille statt. Auch in London finden die großen Demonstrationen regelmäßig in der Innenstadt, am Trafalgar Square, statt. Die Demonstranten ziehen dann zumeist die White Hall zum Parliament Square hinunter, hier befinden sich die wichtigsten Regierungsgebäude. nau/rot