■ Raouls Brüder

Aachen (taz) – Mit einem spontanen Brunnenbau hat eine aus drei Männern und fünf Frauen bestehende Hamburger Künstlergruppe auf die aktuelle Diskussion um den elfjährigen Schweiz-Amerikaner Raoul reagiert. Der Junge, dem sexuelle Belästigung seiner fünfjährigen Schwester vorgeworfen wird und der sich zur Zeit vor einem Jugendgericht in Golden (US-Staat Colorado) verantworten muss, sei „kein Einzelfall“, so die Künstlergruppe. „Es geht im vorliegenden Fall nicht um sexuelle Freizügigkeit oder um FKK-Baden, sondern um den bislang ungeklärten und auch von den deutschen Medien nicht zu klärenden Vorwurf eines sexualisierten Übergriffs“, sagte ein Sprecher bei der feierlichen Einweihung des Brunnens am vergangenen Mittwoch, während der der Leiter der örtlichen Volkshochschule den Brunnen mit dem Aufdrehen des Wildwasserhahns seiner Bestimmung übergab. Dieser sexualisierte Übergriff sei, bekräftigte der Sprecher, wenn Raoul ihn denn begangen haben sollte, „kein harmloses, sondern ein schweres Delikt“, und genau diesen Umstand habe die Gruppe mit ihrem Bronzebrunneninstallation „Raouls Brüder“ thematisieren wollen. „Wir zeigen ein kleines Mädchen, das der Gewalt von drei nahezu Gleichaltrigen ausgesetzt ist“, so der Sprecher. Die „Eingeschlossenheit“ und das „Umringtsein“ von lachenden männlichen Kindern sei für viele Mädchen tagtäglich „bittere Realität“.