■ Im Kosovo gibt es noch immer kein Recht und keine Ordnung
: Feige Desperados

Es ist schon nicht mehr nur tragisch zu nennen, was da im Kosovo passiert. Wenn der unter dem Schutz der KFOR stehende Konvoi von 150 Serben aus Orahovac nach Montenegro in mörderischer Absicht überfallen wird, dann ist dies ein Verbrechen, das als Teil eines versuchten Völkermordes gelten kann. Wenn der Anschlag auf diesen Konvoi glücklicherweise nicht tödlich endete, so sollten doch wehrlose Menschen ermordet werden. Serben, Roma und selbst Bosniaken sind dem Terror albanischer Desperados ausgesetzt.

Dass die serbische Bevölkerung aus den Enklaven im Kosovo fliehen will, ist ohnehin schon schlimm genug. In den letzten Wochen und Monaten ist es den internationalen Organisationen nicht gelungen, einen Dialog zwischen beiden Bevölkerungsgruppen zu vermitteln und damit die Lage zu entspannen. Daran sind allerdings nicht nur die Albaner schuld. Sie fordern ja vor allem eine Entschuldigung der serbischen Gemeinde für die Verbrechen, die von serbischen Freischärlern und Polizisten gerade im Raum Orahovac an der albanischen Bevölkerung begangen wurden. Den Opfern der serbischen Aggression fällt es schwer, ohne diese Entschuldigung zu vergeben.

Das ist verständlich. Doch dieser Umstand berechtigt niemandem, solch brutale Rache zu nehmen. Mitschuldig macht sich ein großer Teil der albanischen Bevölkerung, weil die Täter sich in einem Umfeld bewegen können, das ihnen Schutz bietet. Selbst Albaner, die solche Taten offen verurteilen, wagen nicht, direkt gegen diese Kriminellen – oft Jugendliche und ehemalige UÇK-Soldaten – vorzugehen.

Dies könnte für sie in der Tat gefährlich werden. Wenn Mutige wie der Herausgeber der Tageszeitung Koha ditore Veton Suroi und sein Chefredakteur Baton Haxhiu um ihr Leben fürchten müssen, weil sie die kriminellen Desperados verurteilen und die Freude eines großen Teils der Bevölkerung kritisieren, dann zeigt dies, wie groß das Sicherheitsvakuum ist. Selbst die Führung der ehemaligen UÇK hat in dieser Frage keinen Einfluss mehr. Es war unklug, die gerade entstandene UÇK-Polizei abzuschaffen. Denn allein sie hätte die Autorität, gegen diese Kriminellen vorzugehen. Die legale Kosovo-Polizei wird zwar aufgebaut, ist jedoch noch nicht präsent, die schon existierende UN-Polizei wird von den Albanern nicht ernst genommen. Doch dies entschuldigt nichts: Die albanische Bevölkerung muss sich von den Mördern distanzieren, will sie nicht alle Sympathie verspielen. Erich Rathfelder