Rinderwahnsinn im EU-Parlament

■ Abgeordnete wollen ökologische Tierhaltung, Kennzeichnung nach Herkunft und bessere Überwachung der Rinderherden

Brüssel (taz) – Während gestern in Brüssel der EU-Wissenschaftsausschuss an einer Empfehlung arbeitete, wie die Kommission im „Rinderstreit“ zwischen Frankreich und Großbritannien verfahren soll, schlug das Thema auch im Straßburger Parlament hohe Wellen.

Der grüne Agrarexperte Graefe zu Baringdorf warnte vor Hysterie: Auch in Frankreich nehme die Zahl der an BSE erkrankten Rinder zu – allerdings auf niedrigem Ausgangsniveau. BSE sei kein britisches, sondern ein europäisches Problem: „Nach BSE ist auf dem europäischen Nahrungsmittelmarkt nichts mehr wie früher. Wir nutzen das konsequent, um die Agrarpolitik in eine andere Richtung zu lenken.“ Auch die grüne Abgeordnete Caroline Lucas aus Wales plädierte dafür, die Krise als Chance zu begreifen: Ökologische Tierhaltung müsse konsequenter als früher gefördert werden. Eine europäische Lebensmittelagentur sei nötig und eine Kennzeichnung des Herkunftslandes.

Politiker aller Parteien bedauerten, dass die Kommission es versäumt habe, gleichzeitig mit der Freigabe von britischem Rindfleisch die Kennzeichnungspflicht einzuführen. Tatsächlich wird sie erst ab Ende 2001 gesetzlich vorgeschrieben. Bis die Durchführungsbestimmungen der Kommission in Kraft sind, kann es zwei weitere Jahre dauern. Auch auf obligatorische BSE-Tests werden Steakliebhaber noch warten müssen. Eine Sprecherin der Kommission sagte: „Wir wollen dem Verbraucher nicht eine Sicherheit vorgaukeln, die nicht existiert.“

Noch diesen Herbst will die Kommission einen Verfahrensvorschlag machen, wie Europas Herden in Zukunft überwacht werden sollen. Bis der Rat ein Verfahren akzeptiert, das vielleicht neue BSE-Fälle in bislang als sicher geltenden Ländern ans Licht bringt, kann aber noch Zeit vergehen. Daniela Weingärtner