Rund ein Drittel ist tauglich

■ Teleworking gilt als Arbeitsform der Zukunft. Doch Deutschland hinkt im internationalen Vergleich immer noch zurück. Ergebnisse einiger neuerer Studien über Telearbeit

In Sachen Telearbeit hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Obwohl das Bundesbildungsministerium Telearbeit seit 1994 mit 45 Millionen Mark gefördert hat. Während in Frankreich fast vierzig Prozent der Befragten, in Großbritannien immer noch 35 Prozent Telearbeit attraktiv finden, sind es in Deutschland gerade mal 31,4 Prozent. Vor allem jüngere Arbeitnehmer bis 39 haben Interesse an dieser Arbeitsform. Nach einer Studie der TH Darmstadt können hierzulande mehr als sechzig Prozent der Unternehmen mit dieser Arbeitsform gar nichts anfangen.

Wie hoch das Potential der Telearbeit ist, bleibt umstritten. Manche Autoren sprechen von vierzig bis sechzig Prozent der Arbeitsplätze. Realistischer ist vermutlich die Untersuchung der ISDN-Forschungskommission von Nordrhein-Westfalen, die eine „Telearbeitstauglichkeit“ von 31,3 Prozent der Firmen ermittelte. Technische, organisatorische Aspekte wurden dabei ebenso einbezogen wie die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern.

Nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart von 1997 gibt es rund 22.000 echte Telearbeitsplätze unter den fest angestellten Beschäftigten. Die meisten Telearbeiter, rund 850.000, sind abwechselnd in Büro und zu Hause tätig. Werner Dostal vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg hat sich ausführlich mit dieser Arbeitsform beschäftigt. „Telearbeit in der Informationsgesellschaft. Zur Realisierung offener Betriebsstrukturen in Betrieb und Gesellschaft“ heißt eine Studie vom April dieses Jahres.

Einige Fazits: Telearbeit wird in abhängigen Beschäftigungsverhältnissen immer eine Randposition haben. Für Selbstständige gewinnt sie an Bedeutung. Der Arbeitnehmer trägt mehr Verantwortung und muss, wenn er nicht fest angestellt bleibt, weniger Absicherung in Kauf nehmen. Denn oft ist Telearbeit der erste Schritt in die Selbstständigkeit. Nur die Hälfte des Unternehmens wäre künftig noch fest angestellt. Dabei sind vermutlich nur zwanzig Prozent der Randbelegschaft in der Lage, sich ein ausreichendes Einkommen zu erwirtschaften. Dostal warnt davor, Telearbeit überzubewerten. An Beispielen wie Pixelpark, das von 1993 bis 1999 die Zahl der Festangestellten von 20 auf 220 erhöht hat, zeige sich, dass Unternehmen weit weniger auf eine Kernbelegschaft verzichten könnten als bislang angenommen. Wo Human-Kapital zur wichtigsten Ressource wird, gilt es, Mitarbeiter an sich zu binden. adi