■ Mit Luxus auf Du und Du
: Fremdartig und teuer

Nürnberg (taz) – Die reichen Deutschen können es einfach nicht. Bei einer internationalen Studie der Londoner Agentur „Initiative Media“ erwiesen sich die deutschen Verbraucher als echte Luxusmuffel. Nur rund die Häfte der befragten Germanen bevorzugen bei ihren Einkäufen Luxusmarken, während die italienischen und spanischen Dolce-Vita-Künstler zu mehr als 80 Prozent den Luxus lieben. Auch die Franzosen (76 Prozent) und Briten (66 Prozent) leisten sich häufiger das Ausgefallene.

Ob Cartier, Rolex, Dior oder Armani – die Deutschen schätzen Luxusgüter sehr viel häufiger als ihre europäischen Nachbarn als extravagant, fremdartig, teuer und exklusiv ein. Die anderen Europäer verbinden mit Luxus eher Definitionen wie hochwertig, stilvoll, verwöhnend, langlebig oder modisch. Ob Schampus, Klamotten, Uhren oder Lederwaren – die südlichen Nachbarn Deutschlands lieben gerade diese Luxusgüter. Bei den Deutschen sind Autos, Reisen und Häuser weitaus begehrter.

Kein Wunder also, dass auf heimischen Börsenzetteln die Kfz-Schmieden, Tourismus-riesen und Baufinanzierer dominieren. Währenddessen kauft sich gerade in diesen Tagen der französische Luxuskonzern LVMH (Louis Vitton Moät Hennessy) im anhaltenden Konzentrationsprozess dieses Konsumgüterbereiches alles zusammen, was gut und teuer ist. Neben Weinen und Champagner, Lederwaren und Mode hat sich Firmenchef Bernard Arnault auch schon Christian Dior, Givenchy, Kenzo und Christian Lacroix gesichert. Der Kurs der LVMH-Aktie steigt und steigt. Ein bisschen Luxus darf ja auch in Deutschland sein – wenigstens im Wertpapierdepot. Horst Peter Wickel