Messerstecher aus Rassenhass?

■ Prozess gegen vermutlichen Rechtsextremisten

Den Weg zu diesem Prozess pflastern Dienstaufsichtsbeschwerden. Sowohl beim Oberstaatsanwalt als auch bei Hamburgs Polizeipräsidenten Justus Woydt hat Senfo Tonkam schon auf den vermutlich rechtsextremistischen Hintergrund der beiden Männer hingewiesen, die ihn im März niedergestochen hatten. Obwohl die Polizei damals in der Wohnung des Haupttäters L. Material der rechtsextremistischen DVU gefunden hatte, sei der politische Hintergrund in den Akten nie zur Sprache gekommen. Morgen muss sich L. wegen des Vorwurfes der Körperverletzung vor dem Amtsgericht verantworten.

Senfo Tonkam ist Vorsitzender der „SOS Struggles of Students“ und Mitglied der „Black Students Organisation“. Am 29. März klingelte es an seiner Wohnungstür. Als er öffnete, schlug L. auf ihn ein. Es kam zur Rangelei. L. stach mit einem Messer zu und verletzte Tonkam lebensgefährlich.

Bereits 1995 waren die beiden aufeinandergetroffen. Deshalb bewertet die Staatsanwaltschaft die Tat als Höhepunkt einer längeren Auseinandersetzung. Tonkams Anwalt Björn Stehn betont hingegen, dass es schon zur ersten Begegnung nur aufgrund der rassistischen Einstellung von L. kam: Der wollte im April 1995 dem Schwarzafrikaner Tonkam untersagen, sich in der Mensa neben ihn zu setzen. Damals kam es zum handfesten Streit. Die daraufhin eingeleiteten Ermittlungen gegen L. wegen Körperverletzung wurden eingestellt. Nach seiner Festnahme im März gab L. zu Protokoll, er habe Tonkam für den über drei Jahre zurückliegenden Vorfall „zur Rede stellen wollen“.

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Mittwoch, 9.15 Uhr, Strafjustizgebäude, Saal 142