STN: Mitarbeiter bangen um Jobs

■ 270 Stellen trotz guter Auftragslage angeblich auf Kippe / Mehr als 900 Angestellte fordern sofortige Betriebsversammlung

Der Bremer Rüstungskonzern STN Atlas Elektronik will offenbar erheblich Personal abbauen. Wie die taz gestern aus Kreisen der Arbeitnehmervertreter erfuhr, sind gut 270 der insgesamt etwa 3.150 Stellen im Unternehmen bedroht. Zwar soll der Personalabbau durch Altersteilzeitregelungen und Aufhebungsverträge überwiegend sozial verträglich abgewickelt werden, doch reichten diese Maßnahmen allein nicht aus, hieß es. Schon im Dezember stünden deshalb erste betriebliche Kündigungen an den Standorten in Sebaldsbrück und Wedel ins Haus. Eine zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat vereinbarte Frist zur Einigung über einen Sozialplan ist bereits am 30. Oktober ergebnislos verstrichen.

Knackpunkte bei den laufenden Verhandlungen: Die Bremer Unternehmensleitung verlangt obendrein 46 Stunden unbezahlte Arbeit von allen übrigen Beschäftigten und will die Arbeitszeiten deutlich flexibler gestalten. Nach Auskunft von Mitarbeitern sind Modelle im Gespräch, die eine längerfristige Überschreitung der 35-Stundenwoche erlauben. Dadurch würde die Firma erhebliche Überstundenzuschläge einsparen. „Wir sind im Prinzip gut ausgelastet. Offenbar erreicht die Geschäftsführung aber ihre Gewinnziele nicht und will nun Leute auf die Straße setzen, um Geld zu sparen“, mutmaßt eine Mitarbeiterin. Aufgrund der guten Auftragslage bei STN sollten sogar die Betriebsferien um Weihnachten dieses Jahr für mehrere Abteilungen ausfallen. Unter der Belegschaft in Sebaldsbrück schlägt die Verunsicherung derweil in Proteststimmung um. Nach Durchsickern der Abbaupläne sprachen sich bereits vergangene Woche 900 Beschäftigte in einer Unterschriftenaktion für eine sofortige Betriebsversammlung aus. Der Forderung gab das Unternehmen inzwischen nach: Am 8. November will die Geschäftsleitung der Belegschaft Rede und Antwort stehen.

Die Unternehmensführung von STN wollte die Vorgänge gestern nicht kommentieren. Auch von dem Mutterkonzern der Bremer Firma, der Rheinmetall AG, war keine Stellungnahme zu erhalten.

Michael Hollmann