■ Soundcheck
: Roving Bottles

Heute: Roving Bottles. Dass sie zusammen mit Tony Mar-shall Brecht gesungen haben sollen, war nur ein Gerücht. Aber mit den brechtschen politischen Inhalten ist es den Roving Bottles ernst: Auf ihrer neuen CD Warte nicht singen die sechs HamburgerInnen wieder gegen Wehrdienst, Männergewalt, Rassismus und für die Freiheit der Gefangenen aus der RAF.

Will das heute noch jemand hören? „Unsere Musik würde tatsächlich besser in der 80er Jahre passen“, gesteht auch Percussionist und Texter Kunja ein. Aber? Die Antwort gibt wohl der Titelsong am besten: „Wenn du fragst, frag' mich nicht/ ob die Eiszeit mir gefällt/ frag' mich nicht, warte nicht/ erst auf eine bess're Welt.“ Nachdenklicher sind sie geworden. Und poppiger: Hinter den Beats von „Bank Robbery“ etwa können Folk-Fans den Traditional Irish Tune nur noch erahnen. Aber keine Angst – in „Pat Reiley“ oder „So viele Jahre“ gibt es ihn noch. Ebenjene Kombination macht den Drive den neuen CD aus. Zu verdanken sind diese neuen Einflüsse unter anderem der neuen Sängerin Cantalle, die ursprünglich im Jazz zu Hause ist. Warte nicht haben die Bottles wieder selbst produziert und – finanziert. Diesmal allerdings unfreiwillig. Die Zeiten, da man einen Plattenvertrag mit 30.000 Mark Vorschuss aus antikapitalistischer Überzeugung ablehnte, sind auch bei den Bottles vorbei.

Ob man zum neuen Bottles-Stil dabei genauso gut feiern kann wie früher, mögen die Fans auf dem CD-Release-Konzert heute in der Markthalle entscheiden. Und vielleicht heißt es dann ja wenigstens in der Zugabe noch mal „Feuer und Flamme dem Patriarchat“ und „Keine Handbreit dem System!“ Heike Dierbach

Markthalle, 21 Uhr