Kaum Gefahr für die Euro-Stabilität

■ Trotzdem zitterten nach Strauss-Kahns Rücktritt die Kurse an der französischen Börse. Die gemeinsame Währung bebte nur leicht

Der französische Arbeitgeber-Vizepräsident Denis Kessler beteuerte, Strauss-Kahn werde „immer mein Freund“ bleiben

London/Paris/Berlin (taz/AFP/rtr) – Der Rücktritt des französischen Wirtschafts- und Finanzministers Dominique Strauss-Kahn bedeutet nach den Worten von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) keine Gefahr für die Stabilität des Euro. „Nein, so wichtig sind wir alle nicht“, sagte Eichel gestern in Berlin auf die Frage, ob die Stabilität des Euro gefährdet sei. Er bedauere den Rücktritt von Strauss-Kahn, da dieser nicht nur die französischen Belange im Blick gehabt, sondern europäisch gedacht habe. Er habe sich stets für eine starke Verbindung Berlin – Paris eingesetzt. Er sei sicher, dass die französische Regierung das Problem der Neubesetzung lösen werde.

Nach dem Wechsel an der Spitze des französischen Wirtschaftsministeriums wird der für übernächste Woche geplante deutsch-französische Wirtschaftsrat möglicherweise verschoben. Ob das Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs aus beiden Staaten wie geplant zustande komme, sei noch offen, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Der zurückgetretene französische Ressortchef und sein deutscher Kollege wollten sich ursprünglich am 15. November mit den Notenbankpräsidenten Ernst Welteke und Jean-Claude Trichet im hessischen Hattersheim treffen.

Bereits der letzte deutsch-französische Wirtschaftsrat war wegen eines Rücktritts verschoben worden: Das ursprünglich für den 23. März geplante Treffen im südfranzösischen Aix-en-Provence fand erst am 8. Mai statt, weil der deutsche Finanzminister Oskar Lafontaine im Februar überraschend Regierungsamt und Parteivorsitz aufgegeben hatte.

Der Rücktritt Strauss-Kahns führt nicht nur zu Terminverschiebungen, sondern hatte zeitweilig auch Konsequenzen für die Pariser Aktienkurse und den Euro. Im Devisenhandel sank die Gemeinschaftswährung kurzfristig unter die Marke von 1,05 Dollar, bevor sie sich wieder auf 1,0518 Dollar erholte. Die Europäische Zentralbank legte am Nachmittag einen Referenzkurs von 1,0507 Dollar je Euro fest; dies entsprach einem Dollar-Kurs von 1,8615 Mark. Am Montag hatten der Referenzkurs noch bei 1,0572 Dollar und die US-Devise damit bei 1,8500 Mark gelegen.

An der Pariser Börse gaben die Aktienkurse innerhalb weniger Minuten zunächst 0,94 Prozent bis auf einen Stand von 4.842,70 Punkten nach, bevor sich die Verluste des CAC-40-Index aus den 40 wichtigsten Werten begrenzten. Am Nachmittag stand der Index bei 4.866,66 Punkten und damit noch gut 0,45 Prozent im Minus.

Die Finanzmärkte hatten Strauss-Kahn als relativ liberalen Politiker geschätzt. Der französische Arbeitgeber-Vizepräsident Denis Kessler beteuerte, Strauss-Kahn werde „immer mein Freund“ bleiben.

Kessler, der stellvertretender Präsident des Mouvement des Entreprises de France (Medef) ist, wollte sich außer seiner Freundschaftsbekundung nicht weiter zum Fall Strauss-Kahn äußern. Medef-Chef Ernest-Antoine Seilliere lehnte in einer Pressekonferenz mit Kessler jeden Kommentar zu der Affäre ab.

„Das ist ebenso eine juristische wie eine politische Angelegenheit, und sie werden verstehen, dass der Präsident der Arbeitgeberverbände sich dazu nicht äußert“, wiegelte Seilliere ab.