■ Vor zehn Jahren zog das Volk gegen die SED auf den Alex. Die taz hat dort gestern dem Volk aufs Maul geschaut

Heute vor zehn Jahren leitete mit einer Millionen Teilnehmern die größte Demonstration der DDR auch deren Ende ein. Im Gegensatz zum Mauerfall ist der Protest selbst aber schon fast vergessen. Um die Erinnerungslücke zu füllen, hat das Bezirksamt Mitte ein riesiges Transparent an das Haus des Lehrers hängen lassen. Die Parole: „Wir waren das Volk“. Mit dem provokanten Slogan ist auch eine Veranstaltungsreihe umschrieben, die das Bezirksamt auf die Beine gestellt hat. Dazu gehört unter anderem das Abspielen der TV-Aufzeichnung der Demo heute ab 17.30 Uhr auf der Videoleinwand über dem Haus der Elektroindustrie.

Der Toilettenkönig Wall stellt zudem einen seiner Werbekästen auf dem Alex zur Verfügung, um Künstlern einen Ort zu bieten, an dem zum Thema Menschenrechte gearbeitet werden kann. Das erste Projekt stammt von Lutz Dammbeck und heißt „Denkzeichen“. Einweihung ist um 15 Uhr. Von 16 bis 18 Uhr findet in der Kongresshalle am Alex eine Gesprächsrunde unter anderen mit Christoph Hein, Jens Reich, Johanna Schall und Lothar Bisky statt. Moderator ist der Verleger Christoph Links.

Zu guter Letzt wird im Haus des Lehrers eine Ausstellung eröffnet. Sie wurde von den Akteuren gestaltet, die die Demo damals vorbereitet haben.

Morgen lädt die Ostberliner Zeitschrift telegraph um 18 Uhr zur Diskussion mit dem Titel „Einer halben Revolution folgt immer eine ganze Konterrevolution“ ins Haus der Demokratie in der Greifswalder Straße 4 ein. Teilnehmer sind unter anderen die Mitbegründer des Neuen Forums, Klaus Wolfram und Reinhard Schult. Uwe Rada‚/B‘ Foto: Jan Nordmann

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