Jetzt droht der schlimme Donnerstag

■ Borussia Dortmund muss nach dem 0:1 in Porto in den Uefa-Cup

Berlin (taz) – Jenseits deutscher Nullnummern war einiges los in der europäischen Geldliga: Hemmungslos offensive Teams mit vielen grandiosen Treffern in Gruppe B, wobei der Florentiner Bressan mit einem fulminanten Fallrückzieher aus 30 Metern genau in den Torwinkel alles in den Schatten stellte. Und da war Dramatik, wie man sie liebt: Sturm Graz feierte in Gruppe D nicht nur das erste österreichische Europacup-Tor in Manchester überhaupt, sondern auch noch den überraschenden Einzug in den Uefa-Cup – Marseilles Diawara hatte freundlicherweise in der gleichen 89. Minute getroffen wie Grazens Vastic und Croatia Zagreb so die Punkte geraubt. Borussia Dortmund beraubte sich in Porto gleich selbst. Für Gegner Boavista ging es wie für Maribor in Leverkusen um nichts – außer um einen Scheck der Uefa. Dann wurde es „eine Blamage“, wie BVB-Sportdirektor Michael Zorc das erbärmliche 0:1 vergleichsweise nüchtern kommentierte. Andere sprachen von der tieftraurigen Vorstellung einer biederen Bierstadtband oder schlicht von Arbeitsverweigerung.

Dauertalent Lars Ricken spielte in etwa so effektiv wie der verletzt fehlende Andreas Möller. Bei Porto fehlten gleich fünf Stammspieler, ab der 65. Minute auch noch der feldverwiesene Nilton – wahrscheinlich hätte Pomadia Dortmund auch gegen den Torwart allein nicht getroffen. Mittelfeldspieler Miroslaw Stevic sagte offen: „Ich fühle mich als Versager.“

In vier Wochen steigt Borussias Jahreshauptversammlung, in der man die Voraussetzungen für den ersten Börsengang eines deutschen Fußball-Clubs schaffen will. Aktiengeschäft und weiterer Stadionausbau können ohne die Champions-League-Millionen zur Makulatur werden.

Der Uefa-Cup ist ein schwacher Trost. Und er ist unbeliebt. Für Keeper Jens Lehmann, der sich seit Monaten große Mühe gibt, seinen Nationalelf-Konkurrenten Oliver Kahn an Arroganz noch zu übertreffen, ist die Trostqualifikation wenig persönlicher Trost: „Ich hab keine Lust auf Uefa-Cup“, ließ er kaugummikauend wissen, „die spielen immer donnerstags.“ Und das passe ihm gar nicht in die Wochenplanung – Europacup-Termine können halt stören bei des Profis Freizeitmanagement. Bernd Müllender