Strategie für den „worst case“

■ Das Kulturressort will mit einem so genannten Strategischen Entscheidungsbaum die Spreu ganz fundiert vom Weizen trennen

Es sieht aus wie ein Mobile und könnte zu einem Fleischwolf werden: Mit dem „strategischen Entscheidungsbaum für kulturpolitische Strukturfragen“ wollen die MitarbeiterInnen des Kultursenators Bernt Schulte (CDU) jetzt die Szene unter die Lupe nehmen. Der Senator setzt zwar einerseits darauf, dass die Bürgerschaft bei ihren Haushaltsberatungen im Mai die Zuschüsse für die Kultur erhöht. Andererseits will er in Absprache mit den Leuten aus den kulturellen Einrichtungen aber ein „worst case Szenario“ erarbeiten lassen und „in Abhängigkeit der Haushaltsbeschlüsse fundierte Entscheidungen treffen“ (vgl. Seite 21). Auf Deutsch: Manche kommen ins Töpfchen und Andere ins Kröpfchen.

Alle Einrichtungen – vom Frauenkulturzentrum belladonna bis zum Bremer Theater – werden in den nächsten Wochen durch fünf Stufen geschleust und sich dabei viele Fragen stellen lassen müssen: Ist der Brodelpott innovativ? Entspricht die Kammerphilharmonie einem Kriterium namens „Markt/Nachfrage“? Leisten die Leute vom Haus am Deich genug für die Bildung? Wenn nicht, folgt in Stufe 1 namens „Bedarf?“ die Schließung. Wenn ja, gehts eine Runde weiter.

An der zweiten Weiche wird über „Produktion vor Ort“ geurteilt und sind die „Tradition des Anbieters“, die „breite Identitätsstiftung“ oder „Animation“ Entscheidungskriterien. In Stufe 3 geht es noch mal um die „Tradition“, ferner um die „Flexibilität“, um „Kooperationsfähig-keit“ oder den „Zuschuss pro Nutzer“. Unter dem Stichwort „Optimierung?“ müssen sich Trompetenakademie, die Shakespeare Company oder die einzelnen Sparten des Bremer Theaters an gleichen Kriterien noch einmal messen lassen. Wer all dies übersteht und nicht in Teilbereichen oder ganz geschlossen wird, steht am Ende vor der Frage „Weiter so?“, bei der verfügbare Haushaltsmittel alleiniger Maßstab sind. Reicht das Geld nicht, gibt es „Keine Förderung/Schließung“.

Reicht es doch, bleibt der Zuschuss unverändert. ck