■ Der Streit um die Gebärdensprache

In den Schulzimmern der Gehörlosen tobt ein Streit, der so alt ist wie die Gehörlosenpädagogik selbst. Die Frage ist: soll man den Gehörlosen mit allen Mitteln die Sprache der Hörenden beibringen? Oder soll man sie mit ihrer „eigenen“ Sprache der Gebärdensprache schulen?

Die Gebärde galt lange Zeit als unzivilisiert, primitiv, als Zeichen einer schweren Behinderung und als Symbol einer gescheiterten Integration in die Welt der Hörenden.

Linguisten haben die Deutsche Gebärdensprache (DGS) längst als vollwertige Sprache angesehen.

Das Berliner Abgeordnetenhaus reagierte dagegen erst in diesem Jahr. Mit dem am 11. Mai verabschiedeten Gleichstellungsgesetz haben Gehörlose bei Behördenbesuchen Anspruch auf einen Gebärdendolmetscher.

Außerdem sind LehrerInnen für gehörlose SchülerInnen verpflichtet, die Gebärdensprache bis zum Jahr 2003 zu lernen. Realität in den beiden in Berlin existierenden Schulen für Gehörlose ist derzeit noch die begleitende Verwendung von Gebärdensprache im lautsprachlichen Unterricht.

Trotz schleppender Umsetzung des Gesetzes begrüßt die Gehörlosenbewegung die politische Verankerung der Gebärdensprache. Ihrer Meinung nach kommt ihr eine wachsende Bedeutung zur positiven Identitätsstiftung zu. küp