■ Mit dem internationalen Bonn auf du und du
: Klima und Karneval

Bonn (taz) – „Haben Sie keine Suite mehr?“ Der Minister aus Botswana ist sichtlich indigniert von dem Angebot eines Einzelzimmers für rund 260 Mark. Er trifft auf volles Verständnis bei der Dame der Rezeption. Sie könne ihm, in Ermangelung anderer Suiten, ein Angebot machen, nur für ihn – die Luxussuite, aber statt 1.300 Mark für nur 800. Der Minister checkt zufrieden ein. Das Zimmer könne sein Begleiter haben. Hierarchie muss sein.

Das Hotel Maritim in Bonn, Tagungsort der fünften internationalen Klimakonferenz ist fast voll. Rund 4.000 Klimaschützer – und auf dieser Konferenz sind alle Klimaschützer, Diplomaten, Ölexporteure und Atomkraftfreunde. Am Rand die Infostände der sudanesischen Umweltgesellschaft, Greenpeace, des UN-Umweltprogrammes.

Vor der Drehtür die Luftballons der Jugend für Atomkraft, die besorgt um ihre Zukunft ist, der Telekom-Mast für die Handys, ein paar Polizeibusse und die Mahnwache für Kraft-Wärme-Kopplung. Am Dienstagabend bewarfen Demonstranten die iranische Delegation mit Eiern. Seitdem stinkt der Eingang.

Für das kleine Bonn am Rhein ist das die erste große internationale Konferenz, seit die Regierung es verlassen hat, es ist die Bestätigung, das Schulterklopfen für heftiges Strampeln. Bonn ist jetzt UN-City. Fünf UN-Organisationen sind hier mittlerweile zu Hause, plus das europäische Fledermaussekretariat, alle zusammen insgesamt rund 350 Angestellte.

Noch Zweifel am internationalen Flair von Bonn? Seit letzten Freitag hat das Maritim den Schlüssel zum alten Bundestagsplenarsaal und dem Wasserwerk, um auch dort Konferenzen auszurichten, auch internationale. Und am Wochenende ist das fünfte internationale Schlittenhunderennen, aber in Eitorf bei Bonn.

Aber alle Internationalität hat Grenzen. Die liegen in Bonn, wie bei fast allen rheinischen Städten, beim Karneval. Nein, sagt der Festausschuss des Bonner Karneval, Harald I. und Martina I. dürfen nicht in vollem Ornat mit im Rosenmontagszug mitlaufen. Steht im Bonner Generalanzeiger. Denn Harald und Martina leben in Berlin. Harald ist zwar Rheinländer, und hat auch schon das Bonner Prinzenpaar in die StäV, die Rheinländer-Kneipe namens Ständige Vertretung in Berlin, eingeladen, schon zweimal waren sie da – aber das ist kein Grund, sie nach Bonn auf die Karnevalsparade zu lassen. Das geht zu weit. Auch wenn man ein bisschen Angst vor der Berliner Presse hat. In solchen Fällen beweist Bonn intranationale Standhaftigkeit. Maike Rademaker