Unterirdische Halle

■  Als letzte der drei olympischen Hinterlassenschaften wird heute die Schwimm- und Sprunghalle an der Landsberger Allee eröffnet

Turmspringer durften in dieser Woche die neue Schwimm- und Sprunghalle an der Landsberger Allee schon einmal testen. Dass nichts Ungewöhnliches über das Training bekannt wurde, will bei Berliner Neubauten etwas heißen. Die Generalprobe klappte. Die Abmessung der Sprungbretter stimmte, die Beckentiefe ebenso, und auch an der stählernen Deckenkonstruktion hat sich niemand verletzt.

Die neue Halle, letzter fertig gestellter Restposten aus der gescheiterten Bewerbung für „Olympia 2000“, kann nach 4 Jahren Bauzeit genutzt werden. Heute wird sie feierlich eröffnet.

Ebenso wie das Velodrom in der Nachbarschaft hat Dominique Perrault (Paris) das Gebäude in der Erde vergraben, so dass nur das metallene, 120 Meter lange Dach aus dem Boden schaut. Doch während die runde Radsporthalle so schöne Assoziationen wie Hutschachtel oder Ufo hervorruft, regt die rechteckige Schwimmhalle die Fantasie weniger an. Wer sich dem Gebäude nähert, fühlt sich eher an jene Grabplatte erinnert, die einmal als Holocaust-Mahnmal vorgesehen war. Eine leichte, sportive Halle vermutet man unter dem Metalldach nicht.

Umso erstaunter ist der Besucher, wenn er die Sportstätte betritt. Tief unten in der Hauptarena liegen die beiden Becken für Schwimmer (50 mal 25 Meter) und Springer (25 mal 21 Meter) hintereinander aufgereiht. Am Ende des Sprungbeckens erhebt sich der 10 Meter hohe Turm aus einem Stahlgerüst.

Und links und rechts der Becken hat der Architekt Tribünen für 2.200 Plätze errichtet. Blau, Weiß und Grau sind die Farben der Schwimmhalle. Perrault zeigt sich hier wieder als Inszenator großer kühler Hallen.

Wie alles, was mit der Olympiaplanung zusammenhängt, ist auch die Schwimmhalle ein Missverständnis. Um den 270 Millionen Mark teuren Bau zu rechtfertigen, hatte der Senat 1993 verkündet, die Olymiabauten würden nach den Spielen den Berlinern zur Verfügung stehen.

Auch bei der Schwimmarena ist dies nur die halbe Wahrheit. Die Haupthalle bleibt dem Leistungssport und den Vereinen vorbehalten. Freizeitschwimmer müssen mit der Nebenhalle entlang dem S-Bahnhof Landsberger Allee und deren 50-Meter-Schwimm- und 5-Meter-Plantschbecken vorlieb nehmen, die unter dem Foyer liegen. Wann Einlass sein wird, steht derzeit allerdings noch nicht fest.

Ein Konzept für die Öffnungszeiten müsse noch erarbeitet werden, so die Sportverwaltung. Vier Jahre Bauzeit hätten dafür eigentlich reichen müssen. So gibt es vorerst nur am Sonntag die Gelegenheit, sich ins Becken zu stürzen. Zwischen 15 und 19 Uhr ist „Tag der offenen Tür“.

Rolf Lautenschläger