■ Mit Klimaschutz auf Du und Du
: Berlin kauft sich frei

Bonn (taz) – Als Mitglied des Klimabündnisses hat der Berliner Senat zugesagt, die Kohlendioxidemissionen seiner EinwohnerInnen bis 2010 um 50 Prozent pro Kopf zu reduzieren – bezogen auf das Basisjahr 1987. Für dieses Ziel ist schon viel getan worden: 17 Prozent wurden zwischen 1990und 1997 eingespart, besonders durch Wohnungssanierungen und verbesserte Energieleistungen im Osten der Stadt. Jede weitere Tonne aber, die jetzt eingespart werden soll, kostet größere Anstrengungen, und es ist zweifelhaft, ob Berlin oder irgendeine andere Stadt des Klimabündnisses das Ziel erreicht. Doch es naht Hilfe – der Unternehmensberater Jürgen Hacker hat dem Senat im Juli eine Auftragsstudie vorgelegt, wie Berlin das Ziel doch erreichen kann: Durch Kohlendioxid-Einsparungen (CO2) in den Partnerstädten Warschau und Prag. Berlin würde damit die so genannte „joint implementation“ nutzen („gemeinsame Umsetzung“).

Hackers Idee: Berlin investiert in mehrere Projekte in den Partnerstädten, mit denen leicht CO2-Reduktionen erreicht werden können, und lässt sich diese Erfolge auf das eigene CO2-Konto anrechnen. Die Projekte, die er identifiziert hat, sind ein Kinderkrankenhaus in Warschau, das eine bessere Stromversorgung, ein Busdepot in Prag, das ein Energieeffizienzprogramm bekäme, und drei Miethäuser in Prag, die saniert würden. Durch Investitionskosten von 4,3 Millionen Mark würden über die Jahre 375.000 Tonnen CO2 weniger in die Luft geblasen. Das ist billig. Finanzieren könnte Berlin das durch Abgaben, die es den BürgerInnen da auferlegt, wo sie sich klimaschädlich verhalten. Der Haken: Der Freikauf im Ausland verhindert dringende Investitionen und Verhaltensänderungen in Berlin selbst.

Maike Rademaker