Querspalte

■ Manchmal kommen sie wieder

Edmund Stoiber ließ wie immer nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig: „Ungehörig, eine Schande und widerwärtig“ sei die Absicht einer demokratischen Partei, dieser „verfassungsfeindlichen und extremistischen“ Gruppe Einfluss auf die Regierung eines Bundeslandes zu gewähren – so geißelte der bayerische Ministerpräsident unmissverständlich die SPD-Regierung von Sachsen-Anhalt, die sich seit Jahren von der PDS tolerieren lässt. In ganz Bayern klebte die CSU 1994, als die rot-rote Zusammenarbeit erstmals vereinbart wurde, sogar extra Plakate mit dem Konterfei von Karl Marx auf rotem Grund mit der Aufschrift: „Ich komme wieder“. Dabei ist sicher, dass Rot im Freistaat keine Chance hat. Und Rot-Rot schon gar nicht. Weniger sicher scheint, ob Edmund Stoiber die politische Farbpalette auch jenseits dessen im Griff hat.

Nicht nur geografisch näher als Sachsen-Anhalt und anderen westsibirischen Gegenden liegt der CSU Österreich. Dort erhielt vor einem knappen Monat die FPÖ bei den Wahlen 27,2 Prozent. Der erwartete Stoiber-Klartext kam prompt. Weil er seit Jahrzehnten freundschaftliche Beziehungen zur ÖVP habe, so Stoiber, „wage“ er, ihr zu raten: zur Koalition mit der Haider-Partei. Allerdings ohne Haider, der solle in der Provinz bleiben. Das war deutlich, Stoiber! Kein Wischiwaschi. Haider zitterte vor Angst. In der vergangenen Woche haben ÖVP und die Freiheitlichen jetzt tatsächlich Gespräche aufgenommen. Es geht selbstverständlich nicht um Regierungsbildung, sondern nur um „die Möglichkeit einer Neuorientierung“.

In München hat man auf diesen Anschlag auf die benachbarte Alpendemokratie seltsamerweise noch nicht reagiert. Ein Plakat plant die CSU dem Vernehmen nach auch nicht. Schade eigentlich. Diesmal hätte darauf ja stehen können: „Ich komme wieder aus Österreich“.

Robin Alexander