■ Unterhändler Nikolaj Portugalow

Die Bilder gingen um die Welt: Ein breit grinsender, in modischem Strick verpackter Bundeskanzler Helmut Kohl drückte bei einem Besuch im Nordkaukasus dem sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow die Hand. Die letzten Details für eine deutsch-deutsche Vereinigung waren erfolgreich ausgedealt. Zwei Monate später, am 12. September 1990, wurde zum Abschluss der 2-plus-4-Verhandlungen in Moskau der „Vertrag über die abschließende Regelung“ unterzeichnet. Der Vertrag sah unter anderem die Westbindung eines vereinigten Deutschland vor, fixierte dessen Grenzen und regelte den Verzicht auf atomare, biologische sowie chemische Waffen. Drei Wochen später, am 3. Oktober, trat die DDR der Bundesrepublik Deutschland bei.

Einer der maßgeblichen Vordenker der Deutschlandpolitik war zu dieser Zeit Nikolaj Portugalow. Von 1972 bis 1978 war der heute 71-jährige Portugalow als Korrespondent der Presseagentur Nowosti und der Zeitung Literaturnaja Gazeta in Bonn tätig. Nach seiner Rückkehr arbeitete Portugalow bei der Abteilung „Information Ausland“ beim Zentralkommitee der KPdSU. Ab 1989, dem Jahr der Wende in Osteuropa, war Portugalow Mitglied der so genannten Germanistengruppe – eines Krieses von Deutschlandspezialisten, die Gorbatschow außenpolitisch berieten. Noch im Februar 1990 wurde Kohls Zehn-Punkte-Plan als „Zumutung“ abgelehnt. Diese Haltung bestimmte bis zum Sommer die außenpolitische Linie der Sowjetunion. Was danach folgte, ist bekannt. oes