Faz-Mag: Leopardenpalast

(98) Bei „Dynamit-Fischer“ auf der Bockenheimer Landstraße gab sich die Kundschaft die Klinke in die Hand. Kein Wunder, denn Johnny Klinke, Joseph Fischers alter WG-Genosse, stand hinter dem Tresen und vertickte nach Wunsch. Das konnte er. Tigerpalast oder Leopardpanzer – wo war schon der Unterschied? Die Menschen hatten nun mal ein Bedürfnis nach Kultur. Öli Bratvan, der türkische Verteidigungsminister, floss zur Tür hinein. Klinke floss mit: „Bitte sehr, bitte gleich“, flötottote der dienstbare Mann. Die Aussicht, mindestens 1.000 Panzer losschlagen zu können, ließ ihm die Bilanzen im Leibe hüpfen. Doch er hatte sich getäuscht. Bratvan war mehr an Psychologie interessiert. „Suche Buch!“, verlangte der türkische Militär. „Wehrertüchtigung! Körper wie Kruppstahl! Zäh wie Leder, flink wie Windhund!“ Klinke stand auf der Leitung. Was wollte diese abgetakelte Dönerbude von ihm? „Nicht vielleicht doch ein paar schöne, frische Granatwerfer?“, bot Klinke an. „Damit können Sie doch viel mehr anfangen.“ Der Türke blieb fest. „Buch. Soldate lese, werde gute Soldate.“ Klinkes Groschen war kein Sturzbomber, aber er fiel. 20 Paletten „Mein langer Lauf zu mir selbst“ von Joseph Fischer wechselten den Besitzer. Nicht gerade ein Traumabschluss, dachte Klinke, aber Kleinvieh macht auch Mist.