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ber Tisch, Stühle und Bänke

■ Wechselnde Szenen aus einem Leben in vorgezeichneten Bahnen: Das anekdotische Tanzstück „Spiele der Erwachsenen“ im Dock 11

Im Endspurt zwischen den Türen geht es um Drinnen- oder Draußensein: keine Alternativen mehr

Was ist das Leben? Vielleicht nicht mehr als eine Abfolge von Möbeln, die uns erdenschwer an den Ort binden und der Sehnsucht Grenzen setzen? Die Schulbank, der Konferenztisch, die Wohnungstür: sie markieren im Tanzstück „Spiele der Erwachsenen“ die biografischen Stationen auf dem Weg von Gruppenritualen in die Vereinzelung. Alles entsteht aus einem einzigen wandelbaren Requisit, das mitten im Tanz umgebaut wird. Dieser fixe Szenenwechsel ist der Clou der Choreographie von Martin Stiefermann, der zugleich die Ausstattung entworfen hat.

„Über Tisch, Stühle, Bänke, hüpf ich, wenn ich an Dich denke“, schrieben sich Mädchen vor 40 Jahren ins Poesiealbum, und in ähnlich nostalgischer Ferne beginnen die „Spiele“ des gemischten Quartetts. In Kniehosen und Faltenröcken bricht sich eine Bewegungslust Bahn, die Tische nur als Sprungbrett und Stühle als Schaukeln sieht. Das ist eine niedliche Randale und Exposition der Tanzgeschichten, die nun in gut einer Stunde wechselnde Szenen aus einem Leben in vorgezeichneten Bahnen vorbeifliegen lassen.

Anekdotisch, illustrativ und voller Klischees sind diese Episoden, die mit einer vertrauten Bewegungsrhetorik sehr schnell das Wiedererkennen erlauben. Die beiden Jungs stehen sich im Duell mit Robotergeräuschen und flink abgeschossenen Salven winziger Bewegungen gegenüber, die Mädchen stechen sich derweil auf dem Laufsteg aus. Immer ausladender werden ihre Röcke und Schleppen, bis zum Schluss die Garagentore in der alten Werkstatthalle des Docks 11 weit aufgerissen werden müssen, um die Siegerin hereinzulassen.

Einmal, am langen Konferenztisch, schaut Barbara Kryslová als Autoritätsperson ihre Mitspieler fordernd an, und die kippen einfach vom Stuhl, verschwinden wie Kasperlepuppen von der Bühne der Verantwortung. Später legen Stiefermann und Detlev Alexander ihre Partnerinnen flach auf den Tisch, um sie wie im Fernsehkochstudio weich zu klopfen, zu pfeffern und in den Ofen zu schieben. In solch absurden Momenten triumphiert der körperliche Eigensinn über die genormten Verhaltensmuster.

Am Schluss aber hat die vorgefertigte Welt die Fantasie erschöpft, und im Endspurt zwischen den Wohnungstüren geht es nur noch um Drinnen- und Draußensein: keine Alternativen mehr.

Martin Stiefermann hat mit Ballettcompagnien der Opernhäuser in Hamburg und Kiel und Regisseuren wie Lore Stefanek und Andrej Woron gearbeitet. Den Stücken, die er mit seiner 1998 gegründeten Compagnie MS Schrittmacher bisher im Dock 11 aufgeführt hat, spürt man die Lust am Dramatischen ebenso an wie die Bemühung, tänzerische Konventionen wieder mit Inhalten aufzuladen. Dennoch bleibt in „Spiele der Erwachsenen“ die Geschichte ein etwas fadenscheiniges Gerüst, um den Tanz daran aufzuhängen.

Katrin Bettina Müller

Dock 11, Kastanienallee 79, 11. bis 14. November, 20.30 Uhr, Telefon 4 48 12

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