Vor zehn Jahren

In Bremen wurden bereits am frühen Morgen des 9. Novembers 1989 unter der Verantwortung des Sozialsenators Henning Scherf die Bunker geöffnet, um den Flüchtlingsstrom bewältigen zu können. Scherf forderte weitreichende Konsequenzen: Den Regierungen in der DDR und Polen müssten auch von der Bundesrepublik ökonomische Perspektiven eröffnet werden. „Der Kanzler muss in Polen mehr als Reden.“ Scherf will das „heiße Eisen“ des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes zur Diskussion stellen, berichtete die taz am 10. November 1989.

Es gelte, „sich vom Vertreibungsgedanken zu lösen“. Bis zur Rückkehr zu einer Normalität des Alltags rechnete Scherf mit einem Jahrzehnt. Der Traum vom Ein-Familienhaus sei vorerst ausgeträumt: Die soziale Befindlichkeit der Bürger werde angegriffen. Verdichtete Bebauung (nicht nur in Lücken) unausweichlich. Das habe auch ökologische Konsequenzen. Unabhängig davon, wolle sich das Land Bremen nicht „von der Notlage abmelden“.

Scherf forderte zudem die „Aussetzung der Steuerreform auf fünf Jahre“. Jetzt sei „keine Zeit für zehn Milliarden Mark Steuergeschenke an gutsituierte Leute“.